Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Kochmix-Neandertaler
Wuppertal · Donald Trump ist im Prinzip wie der Thermomix: Alles, was aus ihm rauskommt, ist ziemlich dünn, aber es schmeckt vielen Leuten. Wenn ich mich zwischen beiden entscheiden müsste, würde ich aber den Thermomix deutlich bevorzugen.
Ich weiß, wovon ich rede, weil ich 1987 einen gekauft habe.
Das Teil hat deutlich länger gehalten als die Ehe, in deren Verlauf er angeschafft wurde, und ist bis heute ohne jeden technischen Ausfall im Trapp-Haushalt im Einsatz. Der Thermomix geht also jetzt bei uns in sein 30. Dienstjahr, was uns bei Trump hoffentlich erspart bleiben wird. Höchste Zeit auf jeden Fall, unserem beigefarbenen Rotierfix aus Wuppertaler Produktion zum Jubiläum zu gratulieren.
Der Best-Ager unter unseren Küchengeräten hat den enormen Vorteil, dass er noch bedient werden kann, ohne vorher sechs Semester Informatik zu studieren. Er besteht lediglich aus einem großen, beheizbaren Topf mit einem rotierenden Messer drin und wird über nur drei Drehschalter gesteuert: Einer ist eine Art Eieruhr, mit dem zweiten stellt man ein, wie schnell sich das Messer drehen soll, und der dritte regelt die Temperatur.
Eine überschaubare Versuchsanordnung, die in der Regel auch für vollständige Küchendeppen beherrschbar ist. Man muss nämlich einfach nur zufällig vorhandene Lebensmittel in den Pott schmeißen und mit einer geeigneten Kombination aus Drehzahl, Temperatur und Zeit behandeln. Dann bekommt man ruckzuck zum Beispiel eine leckere Tomatencremesuppe oder - bei falscher Wahl einzelner Parameter - etwas, das aussieht wie das übliche Gemetzel am Ende eines Tarantino-Films.
Das Messer unseres Mix-Neandertalers schafft nämlich 12.000 Umdrehungen pro Minute, die man sich gut einteilen muss, wenn vom Topfinhalt mehr als einzelne Atome übrig bleiben sollen. Der Zerkleinerungsprozess wird daher auch von einem Motorengeräusch begleitet, wie es in ähnlicher Form bei der Ortsdurchfahrt einer großen Gruppe Hells Angels entsteht. Deshalb höre ich nicht mehr so gut, bekomme aber dank jahrelanger Hochtemperatur-Zertrümmerungspraxis regelmäßig aufwandsfrei hergestellte Speisen hin, die oft sogar so schmecken wie geplant.
Die aktuellen Thermomix-Modelle sind natürlich voll digitalisiert und können viel mehr. Sie haben WLAN und werden demnächst selbstständig zu akzenta fahren, um gemäß der Vorlieben ihrer Besitzer einzukaufen oder sie auf Diät zu setzen, wenn im Vormonat zu viele kalorienreiche Gerichte aus der Datenbank des vernetzten Computer-Kochmixers gezogen wurden. Sowas wird uns mit dem Veteranen nicht passieren. Der kann nur Mett, aber kein Internet.
Übrigens geben viele Thermomix-Fans ihren Geräten auch Kosenamen, die in einschlägigen Foren ausgetauscht werden. Da findet man sehr häufig "Mixi", aber auch "Gretel", "Nepomuk" oder (wegen der Lautstärke) "Terrormix". Unserer hat erst seit gestern einen Namen: Ich habe ihn aus Protest gegen Trump zum Jubiläum feierlich "Obama" getauft"...
Bis die Tage!