Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Duell im Morgengrauen

Wuppertal · Was für ein entsetzliches Duell, bei dem zwei erwachsene Menschen auf niedrigstem Niveau aufeinander einhauen und der eine den anderen im Stil eines Bulldozers plattwalzen will. Wie bitte? Nein, ich rede natürlich nicht von der Präsidentschafts-Debatte in den USA, sondern vom Promiboxen neulich auf SAT.1. Die Diskussion zwischen Trump und Biden konnte man damit nicht vergleichen, die war ja viel schlimmer.

Roderich Trapp-

Foto: Max Höllwarth

Wenn Sie dieses bedeutende Rede-Duell verpasst haben sollten, müssen Sie es sich ungefähr so vorstellen: Ein sehr fieser alter Mann mit grotesker Frisur brüllt auf einen sehr blassen anderen alten Mann ein, während ein Moderator mit der Durchsetzungsfähigkeit eines hornbebrillten Referendars im ersten Ausbildungsjahr an einer Problemschule in Berlin-Neukölln versucht, sich kein Gehör zu verschaffen. Da meistens alle drei gleichzeitig sprechen, kann man zum Glück nicht wirklich etwas verstehen. Den einzigen inhaltlich vernünftigen Satz sagte irgendwann Joe Biden zu Trump: „Shut up, man!“ Bei uns ist es da übrigens gerade kurz vor Sonnenaufgang. Der Begriff „Morgengrauen“ bekommt damit eine ganz neue Bedeutung.

Vielleicht hätten sich die Herren aus dem Land der unbegrenzten Unsäglichkeiten mal ein Beispiel an Wuppertal nehmen sollen. Hier gab es ja auch ein Wahlkampfduell um den Oberbürgermeisterposten, das abgewickelt werden konnte, ohne den Gegner in den Dreck und die Gesprächskultur auf ein Niveau unter der Gürtellinie zu ziehen. Und es ist auch nichts darüber bekannt, dass Andreas Mucke im Stil von Donald Trump jeden Wahlausgang für ungültig erklären lassen möchte, bei dem er nicht gewinnt.

Der neu gewählte Wuppertaler Stadtrat hat übrigens 14 Sitze mehr als der alte und ist damit nur noch unwesentlich kleiner als der US-Senat. Das liegt an den vielen Überhangmandaten, die wahrscheinlich so heißen, weil ihre Inhaber mangels ausreichender Sitzplätze drinnen vor die Fenster des Ratssaals gehängt werden müssen, damit sie die Debatten verfolgen können. Der Raum soll jetzt ja komplett umgebaut werden, damit alle 80 Stadtverordneten reinpassen. Dabei ist es sehr nachteilig, dass die vorhandenen Tische offensichtlich von spezialisierten Parlamentsmöbelschnitzern individuell gefertigt wurden und nicht mehr zu haben sind. Also müssen neue her. Vielleicht kann man ja Möbel aus dem Bundestag bekommen. Denn wenn ich dessen Debatten im Fernsehen angucke, sind da regelmäßig noch mehr Stühle leer als am Mittwoch beim zuschauerfreien Supercup-Finale in München. Denen müsste man eigentlich locker 80 Plätze abnehmen können, ohne dass das groß auffällt.

Der Stadtrat wird dagegen gut besucht sein. Schon allein, weil alle den neuen Oberbürgermeister Schneidewind sehen wollen. Gemessen an den Erwartungen seiner Anhänger sollte er sich bis zum Amtsantritt am 1. November noch einen Vollbart wachsen lassen. Dann geht er endgültig als Messias durch ...

Bis die Tage!