Nach Toreschluss — die Wochenendsatire Ich tue Gender-Buße

Wuppertal · Flensburg war ja immer schon eine Stadt mit Vorreiterfunktion: Hier hat Beate Uhse den ersten Sex-Shop der Welt gegründet und die Handballer sind weit oben in der Bundesliga. Diese Woche kam noch eine Neuerung mit bundesweiter Strahlkraft aus der Stadt im hohen Norden: Die Linke im Flensburger Rat forderte nämlich in einem Antrag, Arbeitsgeräte künftig gender-gerecht zu benennen.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Demnach würde man Bilder in die ScannerIn legen und Dreck mit dem/der StaubsaugerIn beseitigen. Begründung: "Die patriarchalische Gewohnheit, dass menschliche, mechanische oder technologische Arbeitsleistung als überwiegend 'männlich' charakterisiert" wird, sei nicht hinzunehmen.

Nun muss man wissen, dass dieser Antrag gar nicht ernst gemeint, sondern als Scherz gedacht war. Die Linken wollten sich damit über die Beschlussvorlage einer anderen Fraktion lustig machen, die den Begriff "Ratsfrau" durch "Ratsdame" ersetzen möchte, und empfahlen daher sogar selbst, ihren Antrag abzulehnen.

Das finde ich schade, weil ich das Thema mal durchdacht habe und einräumen muss, dass ich mich schuldig fühle. In der Tat benutze ich von Geburt an völlig unreflektiert haufenweise nicht nur rein männliche Namen für Arbeitsgeräte, sondern überhaupt jede Menge einseitig männliche Substantive. Heute werde ich deshalb Gender-Buße tun und zur Wiedergutmachung auf den Spuren der Flensburger an dieser Stelle konsequent alle Lebensbereiche verweiblichen.

Sie müssen wissen, dass ich eigentlich gerade dabei war, mir ein paar Pläne fürs Wochenende auf die Notizblöckin zu schreiben, als ich die Meldung aus Flensburg las. Jetzt finde ich die Kuline nicht mehr, da muss ich das mal eben in die Computerin packen.

Ich weiß jedenfalls noch, dass ich erstmal in die Elberfelder City will. Da hat ja neulich die Drogerie Müllerin an der Walli aufgemacht, und da war ich bisher noch gar nicht. Auf der Bürgerinnensteigin ist es da zwar wegen der Bauerinnenstelle so fies eng, aber ich komme schon durch. Auf dem Rückweg gehe ich noch schnell bei der Metzgerin Kauffrau vorbei, da ist Hackepetra im Angebot. Obwohl: Man soll ja mehr Fischinnen essen. Vielleicht kaufe ich besser für die ganze Familie leckere Heringinnenstippin.

Uff, langsam wird es anstrengend. Egal, ich will ja Buße tun, damit ich in die Gender-Himmelin komme. Also fahre ich anschließend zu Freundinnen in die Stockfrausmühle, um Fußballin zu gucken. Aber zu Hause wartet ja auch noch Arbeit. Ich muss dringend mal in die Gartin, die Rasin mähen. Sonst sieht es bei uns draußen bald so verranzt aus wie an Wuppertals Hauptbahnhöfin. Da muss die Rätin der Stadt unbedingt bei der Bundesbähnin Druck machen, damit sich mal was tut. Die behandelt Wuppertal doch wie die letzte Dreckin. Aber das hat ja schon unsere frühere Oberbürgermeisterin Petra Mädchen nicht hingekriegt.

Apropos Schmutzine: Gestern bin ich mal wieder in eine dicke Hündinnenhäufin getreten. Meine Sneakerinnen kann ich jetzt vergessen. Da muss ich mir wohl morgen bei der verkaufsoffenen Sonntagin ein neues Paar kaufen. Vielleicht gucke ich mal bei Deichfrau ...

Bis die Tage!