Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Politiker-Plätzken

Wuppertal · Donald Tumb, pardon Trump, macht mir Sorgen. Nicht, weil ich befürchte, er könnte Präsident werden. So durcheinander können nicht einmal die Amerikaner sein. Ich habe nur Angst davor, dass seine Frisur in Mode kommen könnte.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Im Grunde spiegelt diese fiese Frise ja ziemlich exakt das wider, was sich ein paar Zentimeter darunter an Verwirrung abspielt. Experten rätseln allerdings immer noch, wie man die Trump-Frisur herstellt. Aktuell vermutet man, dass Trumps Haare erst stundenlang in Eierlikör mariniert werden und dadurch ihren weltweit einmaligen Farbton Verpoorten-Gelb bekommen.

Anschließend wird jede einzelne Strähne mit Sekundenkleber in eine Position gebracht, die die Natur für sie garantiert nicht vorgesehen hat. Dank dieser Technik hat Donald Trump nie einen Bad-Hair-Day, sondern immer gleich ein ganzes Bad-Hair-Year. Und das ausweislich älterer Fotos ungefähr seit 1970.

Der einzige, dem Trump seine Färbetechnik verraten hat, ist der britsche Brexit-Birnemann Boris Johnson. Bei dem klappt nur das Festkleben noch nicht richtig, so dass er im Fernsehen immer aussieht, als wäre eine Claudia-Schiffer-Perücke aus Versehen in den Thermomix gefallen.

In Frankreich sind solche Entgleisungen undenkbar. Allein schon deshalb, weil Präsident Francois Hollande einen eigenen, fest angestellten Friseur hat, der mit 9.895 Euro praktisch genauso viel verdient wie ein Minister. Das überrascht etwas, weil auf Hollandes schütterem Schopf nicht wesentlich mehr Haare wurzeln als auf meinem, und ich deshalb weiß, dass der Pflegeaufwand dafür sehr überschaubar ist. Die paar schwarzen Stoppeln am präsidialem Haupt zu montieren, schafft jeder Fünf-Euro-Friseur in drei Minuten.

Der Élysée-Palast rechtfertigt das Gehalt allerdings damit, dass der Figaro früh aufstehen und Hollande mehrmals am Tag frisieren muss. Da ich auch früh aufstehen und mehrmals am Tag Artikel schön machen muss, werde ich also demnächst dringend mal mein Gehalt nachverhandeln müssen.

Übrigens dürfen wir in Deutschland die anderen Länder politikerfrisurentechnisch eigentlich nicht belächeln. Immerhin sieht unser Grünen-Chef Anton Hofreiter aus wie Jesus nach dem Besuch im Gard-Haarstudio. Und sein Parteikollege Winfried Kretschmann ist der einzige Ministerpräsident, der die grauen Stoppeln offensichtlich ökologisch korrekt mit dem Handrasenmäher auf Einheitslänge kürzt.

Früher hat uns diesbezüglich auch Angela Merkel bestürzt. Für das, was sie da in den Neunzigern auf dem Kopf trug, hat der Wuppertaler das schöne Wort "Plätzken" erfunden. So etwas passiert, wenn man tief in Mecklenburg-Vorpommern groß wird, der nächste Friseursalon 100 Kilometer weit entfernt, das Shampoo im "Konsum" wegen der schlechten Versorgungslage in der DDR fast die ganze Pubertät lang vergriffen ist, und die Scheren aus dem volkseigenen Schneidwarenwerk in Stumpf kommen.

Nach einer ähnlich tragischen Prinz-Eisenherz-Phase in ihrer Zeit als Generalsekretärin der CDU brachte erst Starfriseur Udo Walz Stil an die Kanzlerin. Die von ihm aus blondem Fertigbeton angemischte Kanzlerinnenkappe in Form eines Fahrradhelms hat internationale Klasse und kostet dem Vernehmen nach nur 65 Euro pro Herstellungsvorgang.

Dafür würde der Figaro von Kollege Francois noch nicht mal aufstehen ...

Bis die Tage!