Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Engels-Musical hat Premiere!

Wuppertal · 2020 feiert Friedrich Engels seinen 200. Geburtstag. Obwohl sich der von ihm erfundene Kommunismus noch nicht vollständig durchgesetzt hat, herrscht doch stadtweit Einigkeit, dass es zu diesem Anlass nicht ausreicht, Engels als weltweit bekanntestem Wuppertaler einfach nur eine Torte zu backen.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Zumal er sie ja selbst nicht mehr essen kann.

Deshalb läuern die Wuppertaler jetzt auch heimlich nach Trier, wo der Engels-Kumpel Karl Marx schon dieses Jahr 200 wird. Die Rundschau hat sich da mal vor Ort umgesehen (siehe Seite 6). Dabei ist mir vor allem ein Geburtstags-Party-Punkt direkt ins Auge gesprungen: Die wollen da ein Marx-Musical machen. Sowas brauchen wir für Engels unbedingt auch!

Ich sehe förmlich vor mir, wie sich im Opernhaus, das wir ja schon vor Jahren weitsichtig und symbolträchtig direkt neben dem Engels-Haus gebaut haben, in zwei Jahren der Vorhang zur Premiere hebt. Wir haben es ähnlich clever gemacht wie viele andere Musical-Produzenten: "Tanz der Vampire" besteht ja aus ganz vielen Meat-Loaf-Hits und für "Tarzan" hat Phil Collins einfach sein halbes Lebenswerk recycelt. Wuppertal hat sich deshalb Robbie Williams geangelt, der den Titelsong für unser Musical schon vor Jahren geschrieben hat: "Angels" - übersetzt "Engels"!

Da Robbie dank seines zwischenzeitlich etwas unsoliden Lebenswandels mit dann 46 Jahren ähnlich mitgenommen aussieht wie Friedrich Engels mit 200, hat er auch gleich die Hauptrolle übernommen. Das sorgt für ausverkaufte Ränge bei der Premiere und Gänsehautstimmung, als Robbie seine großen Hits in der Wuppertaler Musical-Version neu getextet auf Deutsch singt.

Zum Beispiel die große kommunistische Ballade "Viel", die Wohlstand für alle verspricht. Oder das schwungvolle "Ich und mein Marxi", das die historische Männerfreundschaft nach der Melodie von "Me and Monkey" besingt. Und natürlich das ergreifende "Mr. Bojengels", in dem Robbie einen Stepptanz in Garnbleicher-Holzschuhen zum Andenken an die Wuppertaler Textiltradition aufführt.

Wegen Robbies eher unsozialistischer Gagenforderungen agiert neben ihm übrigens ausschließlich lokale Prominenz auf ehrenamtlicher Basis. Stefan Kühn tritt als Karl Marx auf, weil er sich als Schuldezernent mit Klassenkämpfen gut auskennt. Der bekanntlich immer sehr quirlige Oberbürgermeister Andreas Mucke spielt alle acht Geschwister von Friedrich Engels gleichzeitig und hofft, mit dieser Energieleistung Punkte für seine im Herbst 2020 anstehende Wiederwahl zu sammeln. Stadtkämmerer Johannes Slawig agiert dagegen auf der Bühne eher statisch - er gibt wie im richtigen Leben "Das Kapital" ...

Nach dem Finale gibt es minutenlange Ovationen, weibliche Fans werfen Robbie Williams Büstenhalter und kleine Plüsch-Tuffis zu. Das bringt mich auf eine großartige Idee: 2025 jährt sich doch Tuffis Wuppersprung zum 75. Mal. dann machen wir das nächste Musical - diesmal mit den Altrockern Van Halen. Der Titelsong? "Jump!"

Bis die Tage!