Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Willkommen im Beauty-Hub
Wuppertal · Die SPD ist auch so ein Moppenladen: Da habe ich mir vorigen Sonntag extra den Wecker gestellt, weil die Genossen um Punkt 9 Uhr das Ergebnis ihres Mitgliedervotums zur Großen Koalition verkünden wollten.
Und dann sah man 30 Minuten lang nur zwei leere Stehpulte im Willy-Brandt-Haus mit der ratlosen ZDF-Moderatorin Bettina Schausten davor, die ununterbrochen ankündigte, dass es jetzt gleich wohl doch nicht los geht.
Dabei hatten alle außer denen, die es offiziell verkünden sollten, das Ergebnis sowieso schon ausgeplaudert, was zusätzlich für Spannungsabfall sorgte. Mit über einer halben Stunde Verspätung erbarmte sich der Vorsitzende der Zählkommission dann doch noch, vor die Medien zu treten. Der in seinem hölzernen Zahlenvortrag stark an Pinocchio erinnernde Funktionär konnte Fragen zum Ergebnis anschließend leider nicht mehr vor laufender Kamera beantworten, weil das ZDF zum Fernsehgottesdienst schalten musste. Er drehte sich übrigens um das Thema "Die hohe Kunst, zu vergeben." Darüber kann man reden, nachdem es die SPD immerhin endlich geschafft, ihren Polit-Pom-Bären Sigmar Gabriel loszuwerden ...
Apropos vergeben: Sie werden mir möglicherweise nachsehen, dass ich neulich zur Erweiterung meines Horizonts in Düsseldorf war. Dort hat man den Kaufhof an der Kö soeben großflächig modernisiert. Sollten Sie schon einmal da gewesen sein, dann wissen Sie, dass sich im Erdgeschoss eine große Kosmetikabteilung befindet. Die ist jetzt — versehen mit der doppelten Menge Marmor und zahlreichen in eine Art Arztkittel gewandeten Fachkräften — immer noch da, heißt aber anders: Das ist keine Kosmetikabteilung mehr, sondern ein "Beauty Hub".
Sowas macht mich ratlos: Hub kenne ich eigentlich aus dem Automotor, wo der nach ihm benannte Raum den Arbeitsbereich des Kolbens im Zylinder beschreibt. Wie in einer Autowerkstatt sah es im Beauty-Hub aber eigentlich nicht aus, obwohl die Angestellten auch viel mit dem Spachteln von Karosserien beschäftigt waren. Will uns der seltsame Begriff möglicherweise sagen, dass hier die Schönheit der Kunden auf ein neues Niveau gehoben werden kann? Oder gibt es hier Creme gegen die Hubbel auf der Haut?
Nein, musste ich mich belehren lassen, hier geht's um das englische "Hub", das so was wie Mittel- oder Knotenpunkt bedeutet. Ich stand also genau genommen in einem internationalen Schönheitszentrum, das für eine altbackene deutsche Kosmetikabteilung nur noch ein müdes Lächeln mit den aufgespritzten Lippen übrig hat.
Wäre das nicht möglicherweise ein klarer Fall für das neue Bundes-Heimatministerium, das demnächst unter der Leitung von Horst Seehofer an den Start geht. Ich frage mich ja schon die ganze Zeit, was dieses Ministerium eigentlich genau machen soll. Wie man Horst Seehofer kennt, müssen wir wahrscheinlich mit einer Art Seppelhutisierung aller Lebensbereiche rechnen. Also sowas wie die Einführung der Lederhosenpflicht an deutschen Schulen oder einer verpflichtenden Blasmusikquote für alle Radiosender. Und da wird es dann garantiert auch für den Beauty-Hub eng.
Was viele Leute gar nicht wissen: Wir haben ja in Nordrhein-Westfalen auch ein Heimatministerium. Die zuständige Ministerin Ina Scharrenbach (Foto: MHKBG/ F. Götz) löst bei mir zwar durchaus Heimatgefühle aus, weil sie eine gewisse Ähnlichkeit mit meiner Lieblingskabarettistin Dörte aus Heckinghausen hat. Ansonsten konnte sie in Wuppertal aber noch keine herausragende Wirkung entfalten. Das könnte daran liegen, dass sie im Rahmen ihrer "Heimat-Tour" zwar in bedeutenden Metropolen wie Olfen und Legden war, aber nicht bei uns. Möglicherweise ist das verkraftbar, weil sie sonst vielleicht ihren ersten "Heimatbotschafter" mitgebracht hätte. Es handelt sich um einen gewissen Heino.
Bis die Tage!