Aus dem Tagebuch der Redaktion Skandal! Man hat mich ausgebremst!

Wuppertal · Wir hatten ja schon viele beliebte Testserien, vom Pottkieker (der öffentliche Toiletten bewertete), über den Schalen-Sheriff (der „Curry-Pommes“ in Imbissbuden unter die Lupe nahm), bis hin zum Kugel-Kontrolletti, der sich durch die hiesigen Eissalons schleckte.

Chefredakteur Hendrik Walder fühlt sich ausbremst. In seiner Abwesenheit hatte ihn die Redaktion einfach überstimmt.

Foto: Bettina Osswald

Nach vielen Jahren knöpfen wir uns nun endlich die Kerndisziplin eines jeden trinkfesten Journalisten vor: Den Kneipentest! Lecker Bierchen auf Verlagskosten! Bis der Deckel rund ist!

Den Titel für die Serie hatten wir schon lange. Wie könnte er anders heißen als „Der Lokal-Reporter“, Untertitel meinetwegen „Neues aus der Wirtschaft“. Zum Brüllen doppeldeutig und wer Beschreibungen früherer Redaktionsalltage kennt, weiß, dass Kneipen, Gaststätten, Wirtshäuser, Kaschemmen, Schänken oder Pinten nicht nur ein Quell frisch gezapfter Gerstensäfte, sondern auch eine Informationsbörse war, ein Hort für investigativen Journalismus. Daher stammt ja auch der Begriff Lokal-Berichterstattung.

Können Sie sich mein Entsetzen vorstellen, als die Redaktion in meiner Abwesenheit unsere neue Reihe in ein „Auf ein Bier“ umtaufte? Das ist nicht lustig und schließt vor allem ein zweites, drittes oder jedes weitere Bier aus, das für eine professionelle Recherche unbekömmlich, pardon, unabkömmlich ist!

Aber nicht weiter zu benennende, jüngere Redaktionsmitglieder hatten den raffinierten Wortwitz des Lokal-Reporters nicht verstanden(!).

Dabei bietet selbst Google an vorderster Front seiner 453 Millionen Einträge zum Thema „Lokal“ Anzeigen der „Küppers-Bierstuben“, und Seiten wie Wikipedia einigen sich auf die Bedeutung Gaststätte, bzw. (Schank-) Wirtschaft.

Aber Wirtschaft verstehen unsere Nachwuchskräfte wahrscheinlich auch wieder falsch... Da muss man sich ja wundern, dass der Kugel-Kontrolletti nicht als Polizei-Test missverstanden wurde.

Auf den Schreck musste ich erst einmal „Auf vier bis acht Bier“ in die nächstgelegene Eckkneipe, das Schlupp in der Weststraße. Das habe ich dann gleich einer kritischen Würdigung (siehe Seite 6) für die neue Serie unterzogen. Unter Protest und unter Tränen über die grausige Namenwahl. Die Kneipenwirtin konnte mich verstehen. Aber sie hat sich angeblich schon schlimmere Schicksalsschläge anhören müssen.