Kommentar zum Streit um den „Langen Tisch“ Schön feiern kriegen wir ganz alleine hin!

Wuppertal · Manchmal lohnt es sich, ins Archiv zu gucken. Das habe ich mit Blick auf die CDU-Kritik an den Planungen für den "Langen Tisch" zum 90. Stadtgeburtstag getan und mir meinen Kommentar vom 28. Juni 2014 noch einmal angeschaut.

Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Der beschäftigte sich nämlich mit dem letzten "Langen Tisch", seinen geschätzt 250.000 Besuchern und den Lehren, die man daraus ziehen sollte. Ich darf mich mal auszugsweise selbst zitieren:

"Es ist einfach stark, dass Wuppertal trotz aller Finanzprobleme so eine Mega-Party mit ganz eigenem Charakter auf die Beine stellen kann. (...) Ich persönlich habe wieder niemanden getroffen, dem es nicht gefallen hat. Das ist in der Welthauptstadt der Knötterköppe eine reife Leistung, auf die die Organisatoren vom 'Wuppertal Marketing' stolz sein dürfen.

Ein bisschen konstruktive Kritik tut da bestimmt nicht weh. Die richtet sich (...) auf die gewerblichen Stände, die den 'Langen Tisch' an einzelnen Stellen in ein gesichtsloses City-Fest verwandeln. Zum Beispiel auf dem Werth zwischen Geschwister-Scholl-Platz und Alter Markt, wo Champignon-Pfanne, Asia-Pfanne und zwei Lebkuchen/Popcorn/Nippes-Kirmesverkaufsstände den Tisch ad absurdum führten.

Ganz anders sah die Sache da aus, wo sich das Geschehen so wie an der atmosphärisch unschlagbaren Friedrich-Engels-Allee verdichtete. Während sich hier Tische und Bühnen gegenseitig befeuerten, war der Besatz und Besuch an anderen Stellen eher dünn. (...) Vielleicht hat deshalb ja jemand eine gute Idee, wie sich das Langer-Tisch-Konzept etwas komprimieren ließe, ohne das Grundmotiv der alle verbindenden Tal-Tafel aufzugeben."

Wenn das Stadtmarketing jetzt plant, die Tisch-Festmeile auf den Kernbereich zwischen Alter Markt und Kluse zu konzentrieren, zieht es also genau die richtigen Schlüsse aus der Vergangenheit. Und man darf dem Team von Geschäftsführer Martin Bang durchaus zutrauen, innerhalb dieses Tal-Kernbereichs der 1989 vom damaligen Presseamtsleiter Ernst-Andreas Ziegeler entwickelten Ursprungs-Tisch-Idee in zeitgemäßer Form gerecht zu werden.

Immerhin hat es Wuppertal Marketing voriges Jahr ja auch geschafft, die Eröffnung der B7 zu einem ausgesprochen denkwürdigen Event zu machen, das man ausweislich des soeben vorgelegten Jahresabschlusses auch noch vollständig durch Sponsoren gegenfinanzieren konnte. Wie man da auf die Idee kommen kann, das Erfolgsformat durch die politische Intrigenmühle zu drehen und mit externen Dienstleistern zu kokettieren, ist mir schleierhaft.

Wunderbar feiern mit dem kreativen Input vieler verschiedener Menschen kriegt Wuppertal ganz alleine hin — da muss man sich ja nur das Ölbergfest angucken. Also öffnen wir doch einfach die Allee als zentrale Festmeile für alle guten Programmpunkt-Ideen von Bürgern, Nachbarn und Vereinen stadtweit, kegeln widersinnigen Kommerz raus und fertig ist die Laube!