Kommentar zum Abschied von Bayer-Standortleiter Klaus Jelich Ein Glücksfall für Wuppertal

Wuppertal · Dieser Wachwechsel ist mehr als eine bloße Personalie. Am Freitag geht Dr. Klaus Jelich, Wuppertals Bayer-Standortleiter, in Ruhestand. Doch hinter diesem dürren Statement steckt weit mehr: Denn unter Jelichs Ägide hat Bayer in Wuppertal wieder Anschluss gefunden an die goldenen Gründerjahre.

Hendrik Walder.

Foto: Bettina Osswald

Und daran trägt er selbst einen nicht geringen Anteil.

Jelich kam 2009 an die Spitze des Standortes und erkannte das Potenzial auch des Werks an der Wupper, das baulich und funktional zuvor lange Jahre eine Schattendasein gegenüber dem strahlenden Forschungszentrum auf Aprath führte.

Wer heute mit der Schwebebahn durch das weiträumige Gelände an der Friedrich-Ebert-Straße gleitet, sieht einen imposanten Komplex altehrwürdiger, aber "ertüchtigter" und hochmoderner Gebäude, in denen keine Auslaufmodelle mehr produziert werden, sondern zukunftsträchtige Komponenten aus der gut gefüllten Forschungspipeline. 1,5 Milliarden Euro (!) hat Bayer in den vergangenen zehn Jahren in Wuppertal investiert — das entspricht zehn Döppersbergen, damit man eine Vorstellung von diesem Riesenprogramm hat. Und das nebenbei bemerkt erheblich schneller umgesetzt wurde.

Keine Frage, dass die Rahmenbedingungen Jelich in die Karten spielten. Die Lipobay-Krise und die Schering-Fusion, die beide dem Wuppertaler Standort schwer zusetzten, waren überwunden und der Leverkusener Konzernvorstand setzte auf einen weiteren Ausbau der profitablen Pharmasparte. Aber es kennzeichnet den guten Manager, in solchen Phasen den Finger zu heben und die Chancen zu nutzen. Dadurch gelang es Jelich nicht nur, den Standort baulich aufzuwerten, sondern vor allem zukunftsfähig zu machen.

Eine Entwicklung, die sich nicht zuletzt auch in der Mitarbeiterzahl ausdrückt. Sie stieg in der vergangenen Dekade von 2.500 auf 3.500 (überwiegend hochqualifizierte) Mitarbeiter, Bayer ist heute wieder unangefochten Wuppertals größtes privates Unternehmen. Und wer gegenwärtig die riesige Baugrube am Aprather Weg sieht, erkennt, dass die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Eine Entwicklung, die nicht nur der Firma Bayer, sondern mit ihr in hohem Maße auch der Stadt Wuppertal zu Gute kommt.

Dr. Volker Weintritt wird am Freitag als neuer Standortleiter ein wohl bestelltes Haus übernehmen, für das der bescheidene Jelich vor allem die unbestreitbare Leistung der Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen wird. Die wird es auch weiter brauchen, denn man darf mit Spannung erwarten, in welcher Weise die geplante Mega-Übernahme von Monsanto sich auf die anderen Sparten auswirken wird.