Kommentar zur Diskussion um die Sandsteinmauern am Döppersberg Die Mauer muss bleiben!

Wuppertal · Ganz ehrlich: Ich finde den Primark-Bau am Döppersberg architektonisch absolut spektakulär. Da gucke ich gerne hin. Und mir gefällt auch die Kalksandsteinmauer, die jetzt in Wuppertal eine wahre Protestwelle ausgelöst hat.

Rundschau-Redaktionsleiter Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Darf man sowas in dieser Stadt überhaupt noch laut sagen, ohne in Leserbriefen beschimpft zu werden? Das werde ich ja jetzt sehen ...

Komischerweise kenne ich sogar noch eine ganze Menge andere Leute, denen die Döppersberg-Gestaltung insgesamt durchaus gefällt und die auch speziell mit der Mauer gar kein Problem haben. Die haben zwar nicht so laut geschrien wie die anderen, aber es gibt sie eben auch. Und welche Fraktion wie groß ist, kann niemand seriös sagen. Deshalb ist es schon befremdlich, dass Oberbürgermeister Andreas Mucke seiner Verwaltung quasi reflexhaft den Auftrag erteilt hat, Änderungsmöglichkeiten an der Mauer zu prüfen, die zwangsläufig zu beachtlichen Zusatzkosten führen würden, statt den Gegenwind auszuhalten. Schwaches Bild ...
Das Döppersberg-Modell ist immerhin jahrelang öffentlich ausgestellt worden - samt Musterwandfläche mit dem vorgesehenen Naturstein. Politiker, die jetzt über den optischen Eindruck erstaunt sind, haben das vielleicht übersehen und auch nicht die Ausgabe 3/2016 des von Ihnen in Auftrag gegebenen Döppersberg-Journals gelesen. Da steht samt Foto der ersten gesetzten Mauerteile drin: "Besonders auffällig und ein Hingucker ist die Fassade entlang des Parkhauses, das sich unter dem neuen Busbahnhof vom Wuppertal-Institut bis hinunter zum Investorenbau erstreckt." Diesen Hingucker jetzt plötzlich zum Weggucker erklären zu wollen, kommt einfach Jahre zu spät und hat noch nicht einmal eine wirklich sachliche Grundlage. Hier für irgendwelche Änderungen Geld, das man ohnehin nicht hat, in die Hand zu nehmen, wäre ein Witz. Und ein Beweis dafür, wie schnell sich politische Fähnchen im Wind drehen.

Es bleibt dabei: Die Döppersberg-Gestaltung inklusive Mauer ist Geschmackssache - wie alle Architektur im öffentlichen Raum. Ich persönlich finde den Fortschritt gegenüber den Zeiten, als ein Hähnchenwagen das Eingangstor zur Elberfelder City war, durchaus beachtlich. Ich kann - im Gegensatz zu früher und offenbar vielen anderen Menschen - jetzt den Hauptbahnhof von der Alten Freiheit und der Poststraße aus sehr gut sehen. Und ich weiß wirklich nicht, warum eine beidseitig bebaute Geschäftsbrücke schlechter sein soll als eine zur achtspurigen B7 hin offene.

Aus meiner Sicht gäbe es daher auch viel lohnendere Themen, mit denen sich die ohnehin chronische überlastete Wuppertaler Bauverwaltung und die Politik im Hinblick auf die Elberfelder City beschäftigen müssten: Wo bleiben eigentlich die Ideen für die nördliche Innenstadt, die abgehängt zu werden droht? Was wird langfristig aus dem Wall? Und wer macht dem unsäglichen Auftreten der Deutschen Bahn rund um das Thema Döppersberg ein Ende? Vor allem Letzteres interessiert mich eigentlich viel mehr als die Farbnuancen von ein paar Natursteinen. Deshalb: Die Mauer muss bleiben!