Kommentar zur Juso-Forderung, die Mohrenstraße umzubennen Thema verdient Diskussion mit Niveau

Wuppertal · Mit ihrer Forderung, die Mohrenstraße in Heckinghausen wegen rassistischer Konnotationen ihres Namens umzubennen, haben die Wuppertaler Jusos ein echtes Fass aufgemacht. 335 Kommentare sind (Stand gestern) dazu unter dem entsprechenden Post auf dem Facebook-Account der Rundschau nachzulesen. Fast einhelliger Tenor: Haben die eigentlich nichts anderes zu tun - plus ein paar schale Witzchen darüber, ob sich jetzt alle Leute mit dem Familiennamen Mohr auch umbennen sollten.

Roderich Trapp.

Foto: Max Höllwarth

Ich persönlich habe mich noch gar nicht entschieden, ob ich den Vorschlag gut oder schlecht finde. Grundsätzlich ist es erst einmal rein technisch eine ziemlich Zumutung für Anwohner, wenn die sämtliche Papiere und irgendwo hinterlegte Adressen ändern sollen. Andererseits ist die Mohrenstraße in Wuppertal nach meinen Erkenntnissen ein echtes Unikat.

Straßen, die nach zum Teil fragwürdigen Persönlichkeiten benannt sind, haben wir noch jede Menge. Aber einen rassistisch belasteten Begriff als Namen gibt‘s nur einmal. Dabei finde ich es auch ziemlich egal, wo der Begriff „Mohr“ historisch her kommt. Entscheidend ist, wie er benutzt wurde. Aber: Noch viel entscheidender ist, wie eigentlich die davon Betroffenen Menschen mit dunkler Hautfarbe die Sache empfinden, wenn Sie an einem solchen Schild vorbeigehen oder in dieser Straße einziehen sollen.

Einen kleinen Anhaltspunkt dafür kann man beim Blick nach Berlin bekommen, wo es eine ungleich längere Mohrenstraße samt gleichnamiger U-Bahn-Station gibt. Über deren Umbenennung wird seit ungefähr 30 Jahren mehr oder weniger heftig diskutiert. Auf den Seiten von „Amnesty International“ kann man Statements Betroffener nachlesen, die 2016 anlässlich einer kurzzeitigen symbolischen Umbenennung der Straße ihr Unbehagen angesichts des Begriffs äußern.

Vielleicht gibt es auch Menschen aus diesem Kreis, die das ganz anders sehen - ich weiß es nicht, aber man könnte es bestimmt herausfinden. Ganz sicher weiß ich aber, dass man mit dem platten „Haben die nichts anderes zu tun?“ dem Thema nicht gerecht wird. War da nicht erst neulich irgendwas mit „black lives matter“? Schon vergessen?

Also: Auf jeden Fall weiter drüber diskutieren, aber bitte Niveau! Und gerne auch politisch in den zuständigen Gremien darüber entscheiden, aber dann im Falle einer Umbenennung auch mit entsprechender Unterstützung und Entschädigung für die Anwohner.