Kommentar zur Wuppertaler Gesamtsituation Ich höre nur noch Gejammer!

Wuppertal · Hey Wuppertaler! Was ist los mit Euch? Dass der gemeine Tal-Bewohner gerne meckert, das ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Mache ich als gebürtige Ureinwohnerin auch. Gehört einfach dazu. Langsam ist aber der Höhepunkt auf der Mecker-Skala erreicht. Finde ich.

Milka Vidovic.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Die letzten Monate waren für uns Wuppertaler nicht einfach. Das räume ich ein. Im März legte das Corona-Virus unsere Stadt lahm. Geschäfte und Restaurants schlossen, das kulturelle Leben kam zum Erliegen, wir durften uns mit unseren lieben Verwandten und Freunden nicht treffen.

Ja, wir haben alle gelitten. Privatpersonen, der Einzelhandel, die Gastronomie und die Kultureinrichtungen. Viele haben weiterhin mit Existenzproblemen zu kämpfen. Hier möchte ich allen ernsthaft Betroffenen das Jammern ausdrücklich gestatten. Doch diese endlosen und unnützen Klagen über die Maskenpflicht nerven. Ja, auch ich habe keine Lust mehr auf den Mund-Nasen-Schutz. Der versaut mir immer mein Make-Up. Der Abdruck meiner abgepuderten Schnute und meiner bemalten Lippen findet sich nämlich immer in der Innenseite der Maske wieder. Aber was ist wichtiger? Mein Look oder die Gesundheit meiner Mitmenschen? Also: Maske auf, Klappe zu! Puh, gerade noch einmal rechtzeitig meinen eigenen Sturz ins Jammer-Tal abgewendet ...

Und weiter geht’s mit einem bunten Strauß der beliebtesten Jammereien: Der Bund wird sich nicht an den Betriebskosten für das im und am Schauspielhaus geplante „Pina Bausch Zentrum“ beteiligen – dabei waren drei Millionen Euro, die jetzt fehlen, so schön einkalkuliert. Ja, das ist keine tolle Nachricht. Dann noch das Döppersberger Mauer-Desaster. Die sandfarbene Natursteinfassade ist ein Sanierungsfall. Viele Wuppertaler fordern: „Die Mauer muss weg!“ Auch das ist eine Katastrophe.

Nicht nur die Mauer am Bahnhof bröckelt. Die neueste Heimsuchung, der baldige Stillstand der Schwebebahn bzw. „die Degradierung zu einer Wochenend-Bimmelbahn“, - so wie es die FDP beschreibt - trifft uns Wuppertaler ins Mark. Die einjährige Zwangspause unserer himmelblauen Bahnen an Fahrtagen außerhalb des Wochenendes müssen wir nun - mal wieder - mit dem Schwebebahn-Express überbrücken. Und ja, der Schwebebahn-Express hat seinen Namen absolut nicht verdient. Er tuckert über die Talachse, ist immer überfüllt und bei warmen Temperaturen fühlt man sich wie in einer rollenden Sauna. Fehlt nur noch der Aufguss. Wenn ich daran denke, könnte ich glatt auch wieder los jammern ...

Es rollt einfach nicht rund im Tal. Apropos rund. Thema Fußball. Der WSV ist insolvent. Mal wieder. Und dann noch die Panne bei den Brücken-Bauarbeiten auf der A46 zwischen dem Sonnborner Kreuz und der Anschlussstelle Haan Ost. Bei einer Querbohrung im Zuge der Arbeiten ist wohl ein stabilisierendes Stahlseil im Beton durchtrennt worden. Verkehrschaos voraus!

Die Liste ist lang und ich könnte weiteres Unheil aufzählen. Ich erwische mich auch gerade selbst dabei, wie ich die Werte auf der zu Beginn erwähnten Mecker-Skala in die Höhe schießen lassen. Deswegen ist jetzt Schluss! Wir Wuppertaler sind doch zäh, stehen diese dunklen Zeiten durch. Jammern bringt nichts. Kann man mal kurz machen, wirkt auch entlastend. Aber dann muss auch gut sein. Bringt uns doch nicht weiter.

Ich halte es einfach wie Ex-Fußball-Profi Andreas Brehme: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!“ Abwischen, weiter machen! Anders machen, besser machen, aus Fehlern lernen!