Kommentar zur Situation in der Gastronomie Witzbolde braucht jetzt niemand
Wuppertal · Endlich wieder rausgehen und Essen, Trinken & Co. in der Gastronomie genießen. Das bewegt seit Montag vergangener Woche, als die Corona-Lockerungen wirksam wurden, die Gäste, die wochenlang auf dem Lockdown-Trockenen saßen – und die davon hart betroffenen Wirte bewegt es noch mehr.
Dass wieder Wind in die Segel bläst, merkt man auch daran, dass einige schon fest terminierte Neueröffnungen, die wegen der Corona-Krise auf Eis gelegt werden mussten, jetzt endlich stattfinden. Beispielsweise beim asiatischen Tapas-Lokal „Mu-Kii“ am Neumarkt oder beim „Resumé“ an der Aue. In allen Restaurants (und in Kneipen, seit klar ist, dass die auch wieder öffnen dürfen) wird nun schon seit etwa zwei Wochen versucht, den Alltag mit Abstand zwischen den Tischen und verschiedenen Hygienemaßnahmen so zu gestalten, dass die Gäste sich wohl und zugleich sicher fühlen. Für manchen ist es vielleicht seltsam, Bedienungen mit Masken (oder Gesichts-Visieren) zu sehen, persönliche Daten auf Namenslisten abgeben zu müssen und manches mehr zu „ertragen“.
Wer aber einmal den Schritt gewagt hat, die „neue Welt“ zu testen, wird spüren, dass es sooo schlimm gar nicht ist. Zumal, wenn man gerne im Außenbereich Platz nimmt. Da fallen die Corona-Schutzmaßnahmen fast gar nicht auf. Ich empfinde einen längeren Einkauf im Supermarkt oder auch den Besuch einer Ausstellung im Museum mit ständiger Maskenpflicht deutlich unangenehmer, als eine Maske aufsetzen zu müssen, wenn ich aufs WC muss. In allen fünf Lokalen, in denen ich seit dem Wieder-Start der Gastronomie war, ging man sehr verantwortungsvoll mit den Vorschriften um, hat alles Nötige erklärt – und stets gute Laune bewahrt. So lässt sich’s auch unter den aktuellen Bedingungen leben.
Wenn es Lokale gibt, die keine Tischlisten führen, Abstände nicht einhalten oder wo das Personal ohne Atemschutz bedient (man hört davon), dann gilt: Diese Gastronomen schaden ihrer Branche und den Kunden, die Vertrauen haben. Solche Wirte scheinen über ausreichende Finanzen zu verfügen, um die im Fall des Falles fünfstelligen Bußgelder zu bezahlen, denen auch eine Lokalschließung folgen kann. Und Gäste. die so etwas beobachten, sollten die Wirte darauf ansprechen, die Sache melden beziehungsweise diese Gastronomie künftig meiden.
Aber apropos Gäste: Auch die tragen jetzt Verantwortung dafür, dass die aktuellen Öffnungsbedingungen nicht plötzlich wieder verschärft werden. Witzbolde, die Fantasie-Namen sowie entsprechende Adressen und Telefonnummern in die Tischlisten eintragen und sich wahrscheinlich wahnsinnig toll dabei vorkommen, riskieren selbst Bußgelder, falls man ihnen auf die Spur kommt. Und sie schaden dem Wirt, der dafür sehr teuer verdonnert werden kann, dass so etwas in seinem Lokal passiert ist. Wer „Homer Simpson“ oder „Angela Merkel“ auf eine Tischliste schreibt, beweist damit null Humor, sondern etwas ganz anderes: Die während der harten Corona-Zeit so viel gepriesene allgemeine Solidarität ist jetzt, wo Corona noch gar nicht wirklich durch ist, schon „fürn Ar...“
Zum Thema Solidarität noch etwas zum Schluss: Das neue nur tagsüber geöffnete Lokal „Schimmerlos“ an der Friedrich-Ebert-Straße 85, das auch von Corona in Sachen Eröffnung ausgebremst wurde, wagt jetzt, am 2. Juni, den Start. Aber dabei gibt es einen großen Wermutstropfen – nachzulesen auf der Facebook-Seite des Lokales: „Unser Antrag für die Nutzung zweier Parkplätze im Sommer für Außengastronomie wurde leider abgelehnt. Ein paar hübsche Tische vor der Türe hätten sicherlich für mehr Sicherheit unserer Gäste gesorgt und hätten uns zudem geholfen, trotz der Abstandsregeln mehr Gäste bewirten zu können. Wir waren unfassbar traurig und entsetzt, als die telefonische Absage kam.“
Die Stadt gibt sich zurzeit als guter Gastronomie-Helfer, der beispielsweise die Außennutzungsgebühren aussetzt. Und dann in der Corona-Zeit ein solches „Nein“ für ein Neustart-Lokal in einem wichtigen Randbereich des Luisenviertels? Das ist unsolidarisch.