Kommentar zum Bildungssystem Für jedes Kind der richtige Platz – ewige Utopie?

Wuppertal · Für jedes Kind einen Betreuungsplatz. Und zwar nicht irgendeinen, sondern genau den passenden, den sich die Eltern wünschen. Die Diskrepanz zwischen Michael Neumanns Wunsch und der aktuellen Wuppertaler Realität zeigt, wie weit entfernt wir vom Optimum sind.

Nina Bossy.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Max Höllwarth

Rund 1.000 Kinder bekommen jedes Jahr keinen Platz. Das bedeutet, an die 1.000 Familien müssen ihren Lebensplan umstellen. Und das wird auch 2020 immer noch in den meisten Fällen bedeuten, dass die Mutter später wieder in ihren Beruf einsteigt, später wieder Karriere machen kann, später in die Rentenkasse einzahlt – und ganz banal, später wieder Geld verdient. Zeit für die Kinder zu Hause kann so sinngebend sein, wenn Mann oder Frau sich bewusst dafür entscheidet und es sich leisten kann. Liegt die Ursache in der verlängerten Elternzeit am seit Jahren vernachlässigten Ausbau der Betreuungsplätze, ist ein weiteres Jahr ohne Einkommen eher beklemmend als bereichernd.

Hat die junge Wuppertaler Familie einen der heiß begehrten Plätze ergattert, ist der noch längst nicht der, den sie sich für ihr Kind gewünscht hat. Das bedeutet möglicherweise die Inkaufnahme eines weiteren Wegs. Oder eine Betreuungsform, für die sich die Familie nicht ursprünglich entschieden hat. So bereichernd Tagesmütter oder Tagesväter sind, ist dort die Betreuung oftmals eine völlig andere als in einer Kindertagesstätte. Eltern sollten sich heute aussuchen dürfen, wem sie ihr Kind anvertrauen. Denn gerade weil die Kita-Neulinge viel jünger sind als früher, ist die Frage so elementar für Eltern. Es fehlt an vielem, sicherlich nicht am Willen bei Michael Neumann und seinem Team. An geeigneten Grundstücken und letztendlich an Geldern – wie so oft bei bildungspolitischen Themen.

Die Verantwortung liegt an vielen Stellen und bestimmt nicht nur in Wuppertal, die Suche nach den Schuldigen ist müßig. Ich glaube Michael Neumann, dass alle Anstrengungen in den Ausbau fließen. Dass er seinem eigenen Traum in seinem täglichen Tun entgegenstrebt. Auch wenn er selbst Realist zu sein scheint und für die nächsten Jahre zwar ein Näherkommen, aber keineswegs das Erreichen des Ziels in Aussicht stellt...