Kommentar zu den Demonstrationen „Fridays for Future“ Es muss um die Botschaft der Schüler gehen
Wuppertal · Junge Menschen gehen auf die Straße, weil sie Angst haben. Angst, dass die, die gerade am Entscheidungshebel sitzen, verpassen, ihnen einen Planeten zu hinterlassen, der für sie, ihre Kinder und Enkel bewohnbar ist.
Dafür basteln sie Schilder, lassen Plakate drucken und stellen eine beeindruckende Organisation auf die Beine. Ausgeruht und strukturiert, mit Regionalgruppen, Presseteams und Whatsapp-Gruppen, Websites und Social-Media-Kanälen. Sie sind oft noch minderjährig, besprechen mit der Polizei ihre Routen und schreiben Reden.
Und die, die heute für den Klimawandel, die Luftverschmutzung und den Aderlass der Natur politische Verantwortung tragen? Sie treibt die Sorge um, ob tatsächlich „für so etwas“ die Schule ausfallen darf. Streiken die Schüler noch oder schwänzen sie schon? Das ist die Frage, die landauf, landab diskutiert und bis in die Ministerien hinein erörtert wird.
Nicht die Frage, wie es sein kann, dass anscheinend eine ganze Generation länderübergreifend Zukunfts- und Existenzangst umtreibt. Die Herausforderung, endlich und nachhaltig unsere Umwelt zu schützen, ist so gewaltig, so komplex, dass es einfacher ist, mit kleinlichen, weil so viel leichter zu beantwortenden Fragen die alarmierende Botschaft der jungen Generation zu überlagern.
Ich wünsche mir, dass die Schüler weiter in ihrer Schulzeit Zeichen setzen. Sie müssen dabei aber aufpassen, dass ihre außergewöhnliche Aktion nicht zur Routine wird. Weniger ist mehr, in Wuppertal wird die Freitagsdemonstration einmal im Monat stattfinden. Das ist ein guter Takt, damit sie weiter Beachtungen finden und nicht ihre Kritiker die Oberhand gewinnen.
Und nach dem großen Streik sollte tatsächliches Handeln beginnen, die unbequeme Umstellung des eigenen Lebens, in dem jeder Einfluss auf Klima und Zukunft hat. Und die Familien und Schulen müssen mitziehen. Keine Elterntaxis mehr, die die Luft vor den Schulen verschmutzen, weniger Plastik und Papier in den Klassenzimmern.
Wenn die, die gerade auf die Straße gehen, es tatsächlich schaffen, eine neue Lebensweise zu initiieren, müssen die letzten Skeptiker verstehen: Hier geht es nicht um ein paar ausgefallende Schulstunden, sondern um einen Wendepunkt. Eine neue Generation übernimmt, hoffnungsmachend politisiert, ihre Zukunft im Blick.