Mehrere Denkzettel

Es war um 23.11 Uhr, als die Jahreshauptversammlung des Fußball-Oberligisten Wuppertaler SV mit dem Absingen des "Lenchen"-Liedes endete. Fröhlich stimmten da aber zumindest einige der Protagonisten nicht mehr ein.

Der Antrag zur Sonderumlage verfehlte die notwendige Mehrheit.

Foto: Dirk Freund

Die WSV-Mitglieder hatten gleich mehrere Denkzettel verteilt.

So hatte der Vorstandssprecher Alexander Eichner in den vorangegangenen Stunden vehement für eine Sonderumlage geworben (jeweils 20 Euro zusätzlich, maximal drei Jahre), um unvorhergesehene Kosten aus dem Insolvenzverfahren (74.000 Euro) zu stemmen. Doch obwohl gleich viermal abgestimmt wurde, kam die Drei-Viertel-Mehrheit nicht zustande. Als Eichner daraufhin in den Raum warf, nun Verträge kündigen zu müssen, schlug die Stunde von Sportvorstand Achim Weber. Er plädierte dafür, Spenden auf freiwilliger Basis einzuwerben — und erhielt tosenden Applaus und zahllose "Ja"-Zettel.

Nicht mehr im Verwaltungsrat sitzt unterdessen die Unternehmerin Barbara Neusel-Munkenbeck, nachdem Jens Himmelreich noch seine Kandidatur angemeldet hatte. Mit der Begründung, er befürchte, dass zu wenig WSV-affine Personen in das Gremium gelangen. Himmelreich bekam — ebenso wie etwa Christian Maly und "Wuppertal Marketing"-Chef Martin Bang ("Sport und Fußball sind wichtig für das Image einer Stadt") — viel Zustimmung, Neusel-Munkenbeck nicht.

Sie gilt als Befürworterin des Breitensports. Das Ergebnis war zumindest eine kleine Antwort auf die vom Verwaltungsratsvorsitzenden Stefan Kirschsieper aufgeworfene Frage, ob der WSV ein Fußballverein mit angegliederten Abteilungen ist oder ein Breitensportverein.

Während Sportvorstand Achim Weber Trainer Thomas Richter und der Mannschaft demonstrativ den Rücken stärkte ("Was vor wenigen Wochen noch gut war, kann nicht alles in Frage gestellt werden. Der WSV hatte in 20 Jahren 30 Trainer. Mit mir nicht. Kontinuität ist entscheidend"), avancierte Uwe Heyn zum Mann des Abends. Mit einer launigen Rede gewann er die Herzen der WSV-Mitglieder. Der Unternehmer gehört dem neuen, jetzt fünfköpfigen Vorstand ebenso an wie Bernd Gläßel. Eichner, Weber und Finanzvorstand Lothar Stücker wurden bestätigt. Neuer Verwaltungsratsvorsitzender ist Thomas Lenz.

Zentrale Frage ist und bleibt die künftige Finanzierung. Der Etat lässt kaum Spielraum — und müsste im Falle des Regionalliga-Aufstiegs erhöht werden. Dazu sollen mehrere "Module" — von der Mitgliederwerbung über Finanzmodelle — aktiviert werden. Die Sonderumlage gehört nicht dazu.