Fußball: Großes Interview mit dem WSV-Sportdirektor Bölstler: "Zu 100 Prozent identifizieren"
Wuppertal · Wer kommt, wer geht? Wie sieht der Zeitplan bis zum Regionalliga-Start aus? Und wie läuft die Vorbereitung auf das Pokalfinale in Essen? Manuel Bölstler, Sportdirektor des Fußball-Oberligameisters Wuppertaler SV, nimmt im Gespräch mit Rundschau-Redakteur Jörn Koldehoff Stellung.
Rundschau: Herr Bölstler, bedauern Sie den Velberter Abstieg aus der Regionalliga — oder ist er Ihnen egal?
Bölstler: Natürlich ist es schade, in der vergangenen Saison waren beim Derby ja sehr viele Zuschauer im Stadion. Wir haben es aber nicht in der Hand und müssen es nehmen, wie es kommt. Das Wichtigste ist doch, dass wir in der Regionalliga sind.
Rundschau: Die Mannschaft trainiert über Pfingsten, auch um vor dem Pokalfinale wieder in Schwung zu kommen. Hat was vom BVB …
Bölstler: Das kann man so sagen. Die Leistung in Kalkum hat mich verwundert. Wir haben gut trainiert, es gab keine Partystimmung. Aber ich sage es ja schon die ganze Zeit: Wir haben die Liga nicht so gerockt wie der Punktestand es vielleicht ausdrückt. Es gab einige viele enge Spiele. Stevie (Trainer Vollmerhausen, Anm. der Red.) und ich haben RW Essen im Derby beim FC Kray beobachtet. RWE hat den Klassenerhalt perfekt gemacht, aber es stand auf Messers Schneide. RWE trifft am Wochenende auf die U23 von Borussia Dortmund, wir auf Meerbusch. Ich erwarte von unserer Mannschaft eine deutliche Steigerung.
Rundschau: Die wird auch in der Regionalliga notwendig sein, um den Klassenerhalt zu schaffen.
Bölstler: Ganz klar, und deshalb brauchen wir Qualität in der Spitze und der Breite.
Rundschau: Babacar M'Bengue (Wiedenbrück) und Sercan Er (Cronenberger SC) sind die ersten Neuzugänge. Wie viele kommen noch?
Bölstler: Sicher noch einige. Wir möchten den Kader vergrößern und jede Position doppelt besetzen, dazu eventuell noch zwei Allrounder haben. Wir planen mit den drei Torhütern Sebastian Wickl, Joshua Mroß, der allerdings nach seinem Kreuzbandriss erst im Oktober wieder zur Verfügung steht, und Sören Ahlers sowie etwa 22 Feldspielern. Nach dem Abgang von Marvin Ellmann liegt ein Augenmerk auf der Offensive. Damit meine ich beide Außenpositionen, den Sturm. Der Etat steht, alles muss reinpassen. Es sollte aber allen bewusst sein, dass wir mit unseren geringen Möglichkeiten sicher keine großen Namen verpflichten können. So viele interessante Spieler uns schon angeboten wurden, so wenige sind davon für uns interessant, da wir es uns kaum leisten können, einen Spieler zu einem Wohnortwechsel zu bewegen, ohne ihm die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen zu können. Bei fast allen Neuzugängen wird eine Identifikation mit Wuppertal vorhanden sein — oder wir müssen dem Spieler eine Perspektive bieten können.
Rundschau: Da der Verein wahrscheinlich auf keine Ölquelle gestoßen ist, werden folglich noch einige Spieler gehen, oder?
Bölstler: Alle unsere Neuzugänge werden bei uns nicht wegen des Geldes kommen und sicherlich im Vergleich zu Liga sehr wenig verdienen. Aber die Jungs, die kommen, werden sich zu 100 Prozent mit uns identifizieren. Sie haben Lust auf den neuen WSV. Momentan sind noch Danijel und Dalibor Gataric, Emre Bayrak und Bilal Abdallah ohne Vertrag. Zurzeit trainieren unsere A-Jugendlichen Khalid Al-Bazaz, Burak Yerli und Enes Colak mit. Unsere Philosophie ist, die jungen Spieler und das Team insgesamt zu entwickeln. Gleichzeitig ist es unsere Pflicht, auch denjenigen, die einen Vertrag, aber voraussichtlich keine große Chancen auf Spielzeiten nächste Saison haben, das dann auch so zu sagen.
Rundschau: Sercan Er muss den Sprung von der Landesliga in die Regionalliga schaffen. Keine leichte Aufgabe …
Bölstler: Er hat sich beim dreitägigen Probetraining top präsentiert. Er hat viel Qualität. Komisch, dass das noch niemandem so aufgefallen ist. Er ist ein Wuppertaler Jung und soll bei uns den nächsten Schritt machen.
Rundschau: Wie sieht der Rahmenterminplan nach dem letzten Oberliga-Spiel am 5. Juni gegen TuRU Düsseldorf aus?
Bölstler: Wir nehmen das Training am 24. Juni, einem Freitag, wieder auf. Eigentlich sollte es zwei Tage früher losgehen, aber die Pause ist eh sehr kurz. Die Liga startet ja schon am 29. Juli. Wir würden gerne für vier bis fünf Tage in ein Trainingslager fahren. Wir haben ja gesehen, wie wichtig es im Winter war. Aber aktuell fehlen uns die finanziellen Mittel für so etwas.
Rundschau: Wann wird der neue Teammanager vorgestellt?
Bölstler: Eine Entscheidung fällt nach Pfingsten.
Rundschau: Korrekt, dass es beinahe ein Testspiel gegen den Bundesligisten Schalke 04 gegeben hätte?
Bölstler: Beinahe kann man nicht sagen. Jeder wünscht sich solch ein Spiel, aber das ist natürlich nicht so einfach. Wir stehen mit unserem Partner Match IQ in Kontakt, um gute Vorbereitungspartien zu bekommen.