Ev. Kirchenkreis Wuppertal Nicaragua: Leben in der Diktatur

Wuppertal · Kurz nach dem Besuch einer vierköpfigen Delegation aus dem Wuppertaler Kirchenkreis ist deren Partnerorganisation in Nicaragua, der evangelische Kirchenrat CEPA, verboten worden. Gebet und Solidarität seien nun wichtig, sagt Superintendentin Ilka Federschmidt.

Verlassene Kirche im Dschungel Nicaraguas: Das Verbot trifft die Kirchen hart.

Verlassene Kirche im Dschungel Nicaraguas: Das Verbot trifft die Kirchen hart.

Foto: Jörg Wieder

Schon seit einigen Jahren geht die Regierung Nicaraguas mit großer Härte gegen Nichtregierungsorganisationen vor. Seit den blutig niedergeschlagenen Massenprotesten von 2018 gegen den linken Präsidenten Daniel Ortega wurden in dem mittelamerikanischen Land bereits mehr als 5.000 Organisationen verboten und deren Vermögenswerte beschlagnahmt.

Anfang dieser Woche wurden weitere 1.500 Gruppierungen verboten. Diesmal betraf es vor allem evangelische Werke, Vereine und Gemeinden, darunter auch die Partnerorganisation des Kirchenkreises Wuppertal, der Rat evangelischer Kirchen in Nicaragua CEPAD.

Verboten und Vermögen beschlagnahmt

Der Vorwurf: Die Organisationen hätten „über einen Zeitraum von einem bis 35 Jahre“ ihre finanziellen Verhältnisse nicht offengelegt. Das Parlament in Nicaragua hatte in der vergangenen Woche ein Gesetz verabschiedet, nach dem Verbände ihre Arbeit nur noch in „Partnerschaften“ mit staatlichen Organisationen ausüben dürfen.

Die Reisegruppe mit Pfarrer Matthias Schmid, Jörg Wieder, Karin Wieder, Philipp Strösser (v.li.) hinter einer Folklore-Tänzerin im Dorf Laguna Seca. Die Tänzerin hat ein Kleid in den Farben der Flagge Nicaraguas an.

Die Reisegruppe mit Pfarrer Matthias Schmid, Jörg Wieder, Karin Wieder, Philipp Strösser (v.li.) hinter einer Folklore-Tänzerin im Dorf Laguna Seca. Die Tänzerin hat ein Kleid in den Farben der Flagge Nicaraguas an.

Foto: Jörg Wieder

„Wir sind erschüttert über diese dramatische Entwicklung in Nicaragua, die nun auch unsere Partnerkirche betrifft“, sagt Superintendentin Ilka Federschmidt. „Wir denken an und beten für unsere langjährigen Partner. Wir werden das uns Mögliche tun, um mit ihnen in Verbindung zu bleiben.“ Wie die Unterstützung eines verbotenen kirchlichen Partners in einer Diktatur aussehen könne, ohne diesen zu gefährden, müsse nun in Ruhe überlegt werden.

Reisegruppe in Matagalpa

Jedes Jahr gibt der Kirchenkreis Wuppertal eine Summe von 20.000 Euro an CEPAD. Die Hälfte dieses Betrags wird durch Spendengelder eingenommen. „Unsere Partner kommen nun nicht mehr an die Konten, können keine Gehälter und Projektgelder zahlen“, berichtet Pfarrer Jörg Wieder, der für die Partnerschaft verantwortlich ist und viele Jahre selbst in Nicaragua gelebt hat.

Zusammen mit seiner Frau Karin Wieder (Vorstandsmitglied des Städtepartnerschaftsvereins Wuppertal-Matagalpa), dem Leiter des evangelischen Verwaltungsamtes, Philipp Strösser, und Ökumenepfarrer Matthias Schmid (Regionaler Dienst Vereinte Evangelische Mission VEM Bergisches Land) war er in den Sommerferien zu Besuch bei CEPAD und hat sich viele Projekte angesehen.

 Tiere, Land und Leute in Nicaragua faszinieren Jörg Wieder, der dort lange mit seiner Familie gelebt hat.

Tiere, Land und Leute in Nicaragua faszinieren Jörg Wieder, der dort lange mit seiner Familie gelebt hat.

Foto: Jörg Wieder

Existenzgrundlage vieler Menschen gefährdet

„Unsere Delegation war sehr beeindruckt, mit welchem Engagement CEPAD Agrar- und Bildungsprojekte unter schwierigsten Bedingungen auf den Weg gebracht hat“, sagt Jörg Wieder. „Die Wasserversorgung wurde verbessert, Kleinbauern wurden für eine ökologische Landwirtschaft geschult und Frauen als Kleinunternehmerinnen gefördert. Ohne die finanzielle Unterstützung von CEPAD wird vielen nun die Existenzgrundlage genommen.“

CEPAD unterstützt laut Wieder rund 1.550 Menschen in 420 Familien und 395 Haushalten in den Projektregionen Aguas Frías, La Laguna Seca, El Lizarco, Jucuapa Abajo, El Cacao Sur und Jamaica y La Esperanza.

Infoveranstaltung zu aktueller Situation

„Wir wollten in einer Informationsveranstaltung am 5. September über unsere Reiseeindrücke aus Gottesdiensten und Projektbesuchen, Begegnungen in Gemeinden und mit Aktivitäten der Städtepartnerschaft berichten. Nun werden wir die Veranstaltung auch nutzen, um zu überlegen, wie wir die Partnerschaft unter den veränderten Bedingungen gestalten können“, erklärt der Wichlinghauser Gemeindepfarrer.

Für die Wuppertaler Gemeinden hat er ein Gebet formuliert. „Im Moment können wir nur unsere Hände falten und Gott um Beistand für unsere Geschwister in Matagalpa bitten. Damit zeigen wir, dass wir an ihrer Seite stehen und das stärkt unser Partner.“