Gefängnisseelsorger in Vohwinkel Trauer um Kurt-Gerhard Feisel

Wuppertal · Der evangelische Kirchenkreis trauert um Pfarrer i.R. Kurt-Gerhard Feisel. 20 Jahre prägte er die Arbeit der Gefängnisseelsorge in der JVA Vohwinkel. Ein Nachruf von Erhard Ufermann und Sabine Damaschke.

Kurt-Gerhard Feisel lebt nicht mehr.

Kurt-Gerhard Feisel lebt nicht mehr.

Foto: Feisel

Am 15. Juli verstarb Kurt-Gerhard Feisel. Er wurde am 11. Februar 1938 in Engelskirchen im Oberbergischen Kreis geboren. Nach Realschule und Gymnasium studierte er zuerst einige Semester Sinologie und Jura in Berlin. Hier begegnete er Helmut Gollwitzer, der ihn mit seinem Denken und politischen Ansätzen in der Theologie faszinierte. Gollwitzer motivierte ihn, Theologie zu studieren. Er studierte in Berlin, Marburg, Tübingen und Wuppertal (unter anderem bei Helmut Gollwitzer, Ernst Fuchs, Jürgen Moltmann, Georg Eichholz).

Nach seinen Examina arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal, wo man ihm anbot zu promovieren. Aus familiären Gründen und aufgrund des damaligen Pfarrermangels entschied er sich gegen eine wissenschaftliche Laufbahn und arbeitete als Gemeindepfarrer von 1969 bis 1978 in Volkenrath im Oberbergischen.

Modernes Seelsorgeverständnis

1978 bewarb sich Kurt Feisel auf die Seelsorgepfarrstelle in der JVA Wuppertal, dem alten Bendahl. Das neue Strafvollzuggesetz und die Aussicht der neu gebauten Vollzugsanstalt Simonshöfchen in Vohwinkel (1980 bezogen) ließen ihn hoffen, ein modernes Seelsorgeverständnis im Strafvollzug einbringen zu können. Er verstand die Arbeit im Gefängnis von Anfang an ökumenisch und mit den anderen Fachdiensten kooperativ und engagierte sich im Aufbau ehrenamtlicher Arbeit in der Bergischen Gefängnisgemeinde. In der Wuppertaler JVA war er 20 Jahre langtätig. 1998 wechselte er als evangelischer Gefängnisseelsorger zur JVA Düsseldorf, wo er bis zu seinem Rentenantritt 2003 blieb.

Sein politischer Ansatz in der Theologie verband sich mit seiner gestalttherapeutischen Ausbildung zu entsprechenden Schwerpunktthemen. Vor dem Hintergrund seines unbedingten Gerechtigkeitssinnes engagierte er sich gegen Abschiebungen von Gefangenen (in Wuppertal befand sich das zentrale Abschiebegefängnis von NRW), für die Begleitung von politischen sowie von besonders benachteiligten Inhaftierten. Eine Kooperation mit unterschiedlichen Bildungs- und therapeutischen Einrichtungen (VHS, Kath. Bildungswerk, Familien- und Migrationsberatung der Diakonie Wuppertal, Wichernhaus, GESA und anderen) pflegte er zeitintensiv zugunsten der Begleitung von entlassenen Strafgefangenen.

Ein streitbarer Gesprächspartner

Feisel war sowohl auf allen Ebenen der Justiz, als auch in innerkirchlichen Diskussionen ein fachlich fundierter, kritischer und streitbarer Gesprächspartner. Für die letzten fünf Berufsjahre wechselte er noch mal in die JVA Düsseldorf, wo er sich besonders gegen die Abschiebung von inhaftierten Frauen einsetzte. 2003 ging er in den Ruhestand.

„Kurt-Gerhard Feisel hat sich mit Herzblut für die Gefangenen wie auch die Haftentlassenen engagiert“, erklärt Superintendentin Ilka Federschmidt. „Er war damit prägend für die Gefängnisseelsorge in unserem evangelischen Kirchenkreis. In unseren Gedanken und Gebeten sind wir bei seinen Angehörigen. Wir wissen ihn in Gottes Hand gut aufgehoben.“