Ulrike Hollander und Christoph Nüllmeier Abschied von engagierten Seelsorgern in Wuppertal
Wuppertal · Mit Gefängnisseelsorgerin Ulrike Hollander und Gemeindepfarrer Christoph Nüllmeier verabschiedet der ev. Kirchenkreis Wuppertal am Wochenende zwei engagierte Mitarbeitende.
Fast 13 Jahre hat Ulrike Hollander als Gefängnisseelsorgerin in der Jugendstrafanstalt Wuppertal-Ronsdorf gearbeitet. Zusammen mit ihrem evangelischen Kollegen Jönk Schnitzius und zwei katholischen Gefängnisseelsorgern hat sie jugendliche Straftäter zwischen 14 und 24 Jahren begleitet. Am Samstag (29. Juni, 14 Uhr) wird sie nun in einem Gottesdienst in der CityKirche Elberfeld aus ihrem aktiven Dienst in den Ruhestand entlassen.
Einen beeindruckenden Eindruck in ihre Arbeit im Jugendknast hat Ulrike Hollander zuletzt auf der Synode des Kirchenkreises in ihrer Predigt gegeben: „Ungezählte Biographien junger Menschen sind in vielen Gesprächen in meinem Büro ausgebreitet worden, ungezählte Tränen geflossen, auch bei den Jungs, die schon lange aufgehört hatten zu weinen, weil sie irgendwann beschlossen hatten nichts mehr zu fühlen - und die Drogen halfen dabei.“
Gott und Glaube im Knast
Über 500 Haftplätze hat die 2011 neu eingerichtete JVA Ronsdorf. In den 13 Jahren ihrer seelsorgerlichen Tätigkeit hat die 1961 in Leer geborene Pfarrerin für viele Jugendliche mit schwierigen Lebensgeschichten ein offenes Ohr gehabt. „Jede Woche erhalten wir mehrfach die Bitte für ein Gespräch. Die Jugendlichen haben viele Fragen zu Gott, Glaube und Gebet. Sie wollen ein anderes Leben führen, wenn sie aus dem Gefängnis kommen“, erzählt sie in einem Interview.
Die Jugendlichen schon im Gefängnis in Kontakt mit einem „anderen Leben“ zu bringen, war Ulrike Hollander immer wichtig. Als Vorsitzende der Evangelischen Bergischen Gefängnisgemeinde, die im vergangenen Jahr 75 Jahre alt geworden ist, hat sie ehrenamtliches Engagement und viele kreative Projekte begleitet. Dass sie gut mit Jugendlichen kann, zeigt ein Blick auf ihre Berufsbiografie. Bevor sie als Seelsorgerin zur JVA ging, war Ulrike Hollander als Schulpfarrerin am Berufskolleg Kohlstraße und an den Kaufmännischen Schulen Ost in Wuppertal tätig.
Nüllmeier: Wechsel nach Wied
Ob Familien- und Kindergottesdienste, Freizeiten oder regelmäßige Besuche in einer der vier Kitas der Gemeinde Gemarke-Wupperfeld: Auch Pfarrer Christoph Nüllmeier hat sich gerne für Kinder und Jugendliche engagiert. 27 Jahre lang war er in der Gemeinde tätig, die anfangs noch Gemarke und seit 2008 Gemarke-Wupperfeld heißt. Er wird am Sonntag (30. Juni, 10 Uhr) im Familiengottesdienst in der Lutherkirche auf dem Heidt verabschiedet. Ab August wird der 1966 in Essen geborene Theologe in der Kirchengemeinde Puderbach im Kirchenkreis Wied als Pastor arbeiten.
Nach 27 Jahren habe er sich eine Veränderung gewünscht und wechsele nun von einer Stadt- in eine Landgemeinde, schreibt Nüllmeier im Gemeindebrief. Dankbar blicke er auf die unzähligen Begegnungen mit Menschen, die sein Leben reich gemacht hätten. „Ich durfte Menschen begleiten in glücklichen und traurigen Zeiten. Das Vertrauen, das viele von Ihnen mir entgegengebracht haben, empfinde ich als großes Geschenk.“
Herzensthema: Geistliche Begleitung
Einen Schwerpunkt seiner Arbeit sah Christoph Nüllmeier auch in spirituellen Angeboten. Als ausgebildeter „geistlicher Begleiter“ lud er regelmäßig zu Meditation und Pilgerwanderungen ein. „Still zu werden und ohne eine Erwartung in Gottes Gegenwart zu sitzen, ist ganz schön schwer und will eingeübt werden. Da können wir auf viele wertvolle, alte Rituale aus Klöstern zurückgreifen“, berichtet der Pfarrer in einem Interview zur „geistlichen Begleitung“.
Die ist für ihn ein Herzensanliegen, denn, so betont er: „Lebensfragen, die uns beschäftigen, sind oft auch Glaubensfragen.“ Seiner Gemeinde wünscht er in den Zeiten der Veränderungen, Abschiede und Neuanfänge „das Vertrauen, dass Gott uns dahin leiten wird, wo er uns will und braucht.“