"Es gab ja noch Pferdefuhrwerke"

Seit über 60 Jahren sorgen Schülerlotsen für Sicherheit auf dem Schulweg im Verkehr. Doch es gibt deutliche Unterscheide zwischen den den Tätigkeiten von Jenny Hans (2015) und Wilfried Bollmann (1954) ...

Jan Deak, Jenny Hans und Hendrik Waßong (vorne v.l.) sind die fittesten Schülerlotsen 2015.

Foto: Manferd Bube

Polizeikommissarin Nicole Partridge kann drängeln wie sie will, an Jenny Hans (16) kommt sie nicht vorbei. Erst als alle Kinder sicher die Straße überquert haben, signalisiert die Schülerin der Christian-Morgenstern-Schule freie Fahrt. Auch wenn es um eine "Trockenübung" im Rahmen des Wettbewerbs um den Schülerlotsen des Jahres handelt, zeigen die zehn Kandidaten, die es in die Endausscheidung geschafft haben, souverän, wer das Sagen hat.

Wilfried Bollmann war einer der ersten Wuppertaler Schülerlotsen.

Foto: Manfred Bube

Entsprechend fällt die Bewertung der Jury im Polizeipräsidium aus. Kombiniert mit den Ergebnissen eines schriftlichen Tests steht kurze Zeit später fest: Hendrik Waßong und Jan Deak, beide 16 und Schüler der Katholischen Tagesschule Dönberg, klettern auf Platz drei und zwei, auf dem obersten Treppchen landet Jenny Hans. Mit ihrem erfolgreichen Abschneiden haben die drei auch das Ticket zur Teilnahme an der Landesmeisterschaft gelöst, die im Juni in Monheim stattfindet.

Um ehrenamtlich für die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr aktiv werden zu können, werden Schülerlotsen von Verkehrssicherheitsberatern der Polizei einen Tag theoretisch und praktisch geschult. Vor über 60 Jahren sah das noch anders aus. Wilfried Bollmann, einer der ersten Schülerlotsen Wuppertals, erinnert sich: "1954, ich war 14 Jahre alt und besuchte der Volksschule Hügelstraße, als eines Tages der Lehrer zu mir sagte: Du hast das Zeug zum Schülerlotsen, also mach' mal. Bei der Polizei gab es eine kurze Einweisung, dazu Koppel und Kelle und dann auf die Straße, das ging ganz schnell."

Viel zu tun hatte Bollmann seinerzeit nicht: "Damals gab es nicht viele Autos, keine Ampeln und Zebrastreifen, stellenweise waren ja noch Pferdefuhrwerke unterwegs. Entsprechend ruhig waren die Tätigkeit als Schülerlotse." Aber für Aufsehen sorgte der Auftritt dennoch: "Da kam es schon mal vor, dass ein Autofahrer angehalten und gefragt hat, ob wir überhaupt das Recht hätten, Autos anzuhalten, was aber immer ohne Probleme respektiert wurde."

Bollmann sagt, dass ihm seine Einsätze immer Spaß gemacht haben. Das berichten auch die jungen Kollegen von heute. Aber auch davon, dass in der Hektik des Alltags nicht alle Autofahrer erfreut sind, wenn sie gestoppt werden. "Die Sicherheit der Kinder geht vor. Da sind wir konsequent" so Jenny Hans. Daran hat sich in 60 Jahren nichts geändert.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)