Heckinghausen Stadt will für siebte Gesamtschule neue Wege gehen

Wuppertal · Erst Schadstoffsanierung und Rückbau, dann Bodensanierung und schließlich der Neubau der siebten Wuppertaler Gesamtschule samt Umbau des ehemaligen Art-Hotels: Am 16. Dezember entscheidet der Rat darüber, ob er – vorbehaltlich der gesicherten Finanzierung – für das Projekt an der Bockmühle in Heckinghausen grünes Licht gibt. Es wird von Gesamtkosten in Höhe von 157,7 Millionen Euro ausgegangen.

Das ehemalige Art-Hotel an der Bockmühle.

Foto: Christoph Petersen

Stadtdirektor Matthias Nocke unterstreicht die Bedeutung des Projekts: „Diese Schulbaumaßnahme stellt einen Quantensprung in der Wuppertaler Schulbaupolitik dar. Erstmals werden durch einen Totalunternehmer alle Leistungen im vorgesehenen Zeit- und Kostenrahmen aus einer Hand erbracht, um den im Wuppertaler Osten dringenden Bedarf an Gesamtschulplätzen in einer sechszügigen Schule zu errichten. An diesem historischen Industriestandort investiert die Stadt in ihre Zukunft: die Bildung ihrer Kinder.“

Nocke weiter: „Die städtebauliche Aufwertung Heckinghausens ist die vierte beschlossene Schulbaumaßnahme in wenigen Wochen, nach der Erweiterung und Teilsanierung der Gesamtschule Langerfeld, der Sanierung des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau und dem Beschluss über die Errichtung einer weiteren weiterführenden Schule im Ganztagsbetrieb mit sechs Zügen im östlichen Stadtgebiet.“

Nach Schadstoffsanierung, Rückbau und Bodensanierung (Teilprojekt 1) übernimmt – wie es der Rat im vergangenen Jahr beschlossen hat – ein Totalunternehmer sämtliche Planungs- und Bauleistungen für den eigentlichen Neu- und Umbau (Teilprojekt 2). Auf diese Weise muss das Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal (GMW) für den Neu- und Umbau nicht mehrere, sondern nur ein einziges Vergabeverfahren durchführen – das für die Suche nach dem Totalunternehmer. Das spart laut Verwaltung Zeit: Das gesamte Bauvorhaben soll bis Juni 2030 abgeschlossen sein. Weil die Maßnahme in mehreren Bauabschnitten erfolgen soll, können Teile des Schulkomplexes aber schon früher in Nutzung gehen.

Alle erforderlichen Fachplaner und Berater für das Teilprojekt 1 und den Projektsteuerer für das Teilprojekt 2 hat das GMW bereits beauftragt. GMW-Betriebsleiterin Mirja Montag: „Aktuell bereiten wir die Verfahren für die Vergabe an diejenigen Firmen vor, die die Schadstoffsanierung und den Rückbau vornehmen werden. Im Zuge der Abbrucharbeiten wird dann die genaue Vorgehensweise für die Bodensanierung auf dem früheren Industriegelände festgelegt.“

Der Rückbau der Werkshallen und -mauern, des Industrieschornsteins sowie des aus statischen Gründen nicht für eine Schule geeigneten Anbaus des bis 2016 als Art-Hotel betriebenen früheren Verwaltungsgebäudes soll Mitte 2026 abgeschlossen sein, die Bodensanierung bis März 2027.

Das Vergabeverfahren für den Totalunternehmer soll Anfang 2025 eingeleitet werden. Damit dieser weiß, welche technischen, gestalterischen und funktionsbedingten Anforderungen an den Bau gestellt werden, wird zum Vergabeverfahren eine sogenannte „funktionale Leistungsbeschreibung“ erstellt. Sie beruht auf dem mit dem Stadtbetrieb Schulen und der Bezirksregierung abgestimmten Raumprogramm.

Dieses wiederum fußt zum einen auf dem Raumprogramm für weiterführende Schulen des Deutschen Städtetages und zum anderen auf den Ergebnissen der sogenannten „Phase Null“: Eine Gruppe aus Vertretern des Stadtbetriebs Schulen, des GMW und pädagogischen Experten hatte darin das künftige pädagogische Profil der Schule erarbeitet und daraus Anforderungen an den Bau abgeleitet.

Das Raumprogramm für die sechszügige Gesamtschule sieht (neben den erforderlichen Fach- und Nebenräumen) für die Sekundarstufe I offene „Lernlandschaften“ statt geschlossener Klassenräume vor. Für die Sekundarstufe II werden Kursräume eingeplant. Die Schule im gebundenen Ganztag wird mit einer Mensa mit Kochküche und einem Mehrzweckraum ausgestattet. Mensa und Mehrzweckraum werden als multifunktionale Versammlungsräume nutzbar sein.

„Lehrmethoden haben sich grundlegend geändert. Der reine Frontalunterricht hat sich zum problemlösenden und selbständigen Lernen wie Gruppen- oder Einzelarbeit entwickelt. Der Raum als ‚dritter Pädagoge“ fördert den Lernerfolg in heterogenen Lerngruppen. Die neue Schule wird mit ihrem innovativen Raumprogramm genau diese Aufgabe erfüllen“, sagt Stadtbetriebsleiterin Stefanie Mäde.

Die Vorlage für den Rat geht davon aus, dass von dem rund 11.200 Quadratmeter großen städtischen Grundstück künftig fast 4.800 Quadratmeter bebaut sein werden und der neuen Gesamtschule insgesamt rund 22.300 Quadratmeter Brutto-Grundfläche zur Verfügung stehen werden.

Mit Blick auf mehr Nachhaltigkeit ist die Maßnahme ein Pilotprojekt: Erstmals hat das GMW prüfen lassen, ob Baustoffe, insbesondere die in den Bestandsgebäuden verbauten Ziegelsteine, beim Neu- und Umbau wiederverwendet werden können. Sie werden im Rahmen des Teilprojekts 1 separiert und für die spätere erneute Nutzung eingelagert.