Nach Toreschluss - Die Wochenend-Satire Tauchfahrt des Grauens

Wir sind ja hier ganz unter uns. Da kann man auch mal was Privates erzählen: Vorige Woche habe ich mir Igel gekauft. Aber nicht in der Tierhandlung, sondern beim Arzt. Da war ich nämlich wegen des Check-Ups, den man regelmäßig machen soll, um sich vor Krankheiten zu schützen, die man immer schon mal nicht haben wollte.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Igel steht erstens für "individuelle Gesundheitsleistungen" und zweitens für den Igel in der Tasche der Krankenkassen, die für viele Untersuchungen nicht aufkommen, weil sie zu sinnvoll sind. Bezahlt wird im wesentlichen der ärztliche Händedruck, einmal "Aaaahhh" machen und nachgucken, ob das Blut auch noch Körperchen hat. Ob die auch da hin fließen, wo sie sollen, ist zwar genauso wichtig und mit modernen Geräten prima feststellbar, kostet aber extra.

Gratis ist dagegen ausgerechnet die Untersuchung einer Stuhlprobe. Was auch damit zusammenhängen dürfte, dass man sie selbst nehmen muss, womit wir beim Thema wären. Sofern Sie noch nicht das Vergnügen hatten, darf ich Sie aufklären: Wir reden hier nicht von Stiftung Warentest für Sitzgelegenheiten, sondern über Tests auf verstecktes Blut in dem, was unser Verdauungssystem aus dem Essen vom Vortag macht.
Dazu muss man mehrfach mit hoch technisiertem Equipment in Form eines ebenso winzigen wie wabbeligen Pappspatels Pröbchen vom Häufchen auf ein kleines Testfeld kleistern.

In der mitgelieferten Gebrauchsanweisung stellt sich dieser Vorgang ziemlich einfach dar, weil sie mit einer hübschen Zeichnung vorführt, wie das Testobjekt in einer Toilette vom Typ Flachspüler zu liegen kommt und sich eine Hand unkompliziert daran bedient. Diese Toilettenmodelle, bei denen man sein Verdauungsergebnis in der ganzen Prachtentfaltung auf einem eigens dafür konstruierten Podest bewundern kann, kennen Sie sicher. Zum Glück sind sie in Deutschland rechtzeitig weitgehend ausgestorben, bevor die ersten Leute den Anblick bei Facebook posten konnten.

Stattdessen haben wir überall den Tiefspüler, der die kritische Masse — einem Kernkraftwerk nicht unähnlich — unmittelbar in ein Wasserbad versenkt. Das ist auch gut so. Außer wenn man Teile davon mit einer viel zu kurzen Papp-Angel ohne Haken wieder aus dem Exkrementen-Swimmingpool herausfischen muss.

Unter uns gesagt: Das ist eine Tauchfahrt des Grauens, nach der man sich völlig unabhängig vom späteren Untersuchungsergebnis aber mal wirklich so richtig beschissen fühlt...

Bis die Tage!