Aus dem Tagebuch der Redaktion Placebo oder Glücksbringer?

Wuppertal / Solingen · Glauben Sie an den Placebo-Effekt? Oder zumindest an Glücksbringer? Nein? Nun, Ersterer ist wissenschaftlich erwiesen (auch wenn das heutzutage sicher wie der Treibhauseffekt angezweifelt wird), Teil zwei in der Tat Glaubenssache.

Rundschau-Redakteur Jörn Koldehoff.

Foto: Bettina Osswald

Oder nicht?

Nun ist es so: Seit mehreren Spielzeiten bieten wir unter www.wuppertaler-rundschau.de/sport nicht nur Liveticker zu den Partien der WSV-Fußballer an, sondern übertragen auch die Spiele des Handball-Bundesligisten Bergischer HC. Das übernimmt normalerweise Roderich Trapp, ihn vertritt im Fall der Fälle Thomas Schulz. Ich bin also nur Ersatz des Ersatzes. Dummerweise ist meine Bilanz aber außergewöhnlich. Oder um es ganz unbescheiden auszudrücken: Wenn ich tickere, gewinnt der BHC. Zuletzt gegen Göppingen, nun gegen Balingen-Weilstetten.

Das wiederum scheint sich rumgesprochen zu haben. Schon als ich die Solinger Klingenhalle betrat, atmete Pressesprecher Thorsten Hesse auf: "Gott sei Dank!" Andere Offizielle erkundigten sich nach meiner körperlichen, seelischen und mentalen Verfassung, ob ich eine gute Woche gehabt hätte und ob sie mir ein Brötchen bringen könnten. Habe ich natürlich unbestechlicherweise freundlich abgelehnt.

Nun begab es sich aber, dass der BHC nach 44 Minuten in diesem im Kampf um den Klassenerhalt eminent wichtigen Match 14:17 zurücklag und Balingen auch noch in Ballbesitz war. Ängstliche Blicke allenthalben. Doch ich ruhte in mir selbst. "Siege in der letzten Sekunde sind doch auch was", verkündete ich. Eifriges Nicken, vergleichbar mit dem Pfeifen im Keller. Der Rest ist bekannt. Mit der letzten Aktion verwandelte der Isländer Arnor Gunnarsson eiskalt den Siebenmeter zum 23:22.

Nun habe ich aber ein Problem: BHC-Geschäftsführer Philipp Tychy bittet inständig darum, dass ich am 20. Mai in die Uni-Halle zum Heimspiel gegen Wetzlar und vor allem eine Woche später zum Derby nach Gummersbach reise. Das allerdings wird zeitlich nur sehr schwierig zu bewerkstelligen sein. Zur Not gebe ich Roderich Trapp ein paar lustige bunte Pillen mit.

Man muss halt nur dran glauben ...