Aus dem Tagebuch der Redaktion Einer von 66.776
Wuppertal · Ich habe ja schon über vieles geschrieben. Aber dieser "Auftrag" war auch für mich neu: Der Stadtsportbund Wuppertal hat mich gebeten, für das Berichtsheft zur alle zwei Jahre stattfindenden Mitgliederversammlung einen journalistischen Blick von Außen auf den Stellenwert des Vereinssports in Wuppertal zu werfen.
Durchaus eine besondere Ehre, steht doch an der vorgesehenen Stelle sonst der Bericht des Stadtsportbund-Vorstands, der die Interessen von nicht weniger als 227 Sportclubs und 115 Betriebssportgemeinschaften in Wuppertal vertritt.
"Von Außen" ist dabei allerdings relativ, weil ich selbst seit rund 40 Jahren als Vereinssportler aktiv bin und begleitend reichlich Ehrenämter bekleidet habe. Damit gehöre ich also auch zur größten Bürgerbewegung in Wuppertal. Wir reden - Stand Ende 2016 - über 66.776 organisierte Sportler in unserer Stadt. Für meinen Beitrag habe ich mal nachgerechnet: Wenn man alle Wuppertaler Vereinssportler aneinander legen würde, gäbe das eine Menschenschlange bis hinter die holländische Grenze. Würde man sie in die Arena auf Schalke setzen, dann wäre die ausverkauft und es stünden immer noch Leute draußen.
Zum Vergleich: Die politischen Parteien in Wuppertal haben zusammen ungefähr 3.000 Mitglieder. Von denen hört man trotzdem weit mehr als von den Sportvereinen, deren riesiger Betrieb Woche für Woche ganz reibungslos und irgendwie selbstverständlich läuft. Und das sogar auch dann noch, wenn sie - so wie 2016 bei der Flüchtlingsunterbringung in Sporthallen - dabei mithelfen müssen, große gesellschaftliche Aufgaben zu stemmen.
Mein Beitrag für den Stadtsportbund ist zu einem Plädoyer genau gegen diese Selbstverständlichkeit geworden. Vielleicht nimmt sich ja der eine oder andere Politiker, der das Heft zugesandt bekommt, die Zeit, ihn zu lesen. Und gelegentlich bei Abstimmungen über wichtige Sport-Themen daran zu denken. Das würde mich freuen. Und die 66.775 anderen Vereinssportler erst Recht.