Aus dem Tagebuch der Redaktion Die Braut in mir
Wuppertal · Im September hat mein Freund mich im Sommerurlaub gefragt, ob ich seine Frau werden möchte. Ich habe Ja geflüstert und mein Herz hat höher geschlagen.
Trotzdem war ich überzeugt, keine typische Braut zu werden. Ich mag kein Glitzer, lasse mich weder gerne schminken noch frisieren und auch hysterische Gefühlsausbrüche sind mir selten zu entlocken. Doch mit den verstreichenden Wochen nahm die Veränderung schleichend ihren Lauf. Ich, die leidenschaftliche Hobbyköchin, knabbere oft abends nur Möhren und Gurken. Ich, die Journalistin, schaue Sendungen mit Namen wie "Tüll und Tränen". Und ich, der Sportmuffel, laufe täglich die 120 Stufen zu Fuß in unsere Redaktion, um abends noch acht Kilometer durch den bergischen Regen zu joggen. Ja, die Hochzeitspläne machen etwas mit mir.
Am vergangenen Samstag fand ich mich dann in Bergen von weißen Träumen wieder. A-Linie, Meerjungfrau und spanische Spitze zog mir eine Brautkleidverkäuferin nach und nach über die Nase, die ich dann, feierlich schreitend, meiner Mutter, Schwester und Schwiegermutter in Spe vorführte. Für mich, die pragmatische, rational denkende Frau, war das immer eine angsteinflößende Vorstellung. Und für mich, die mit dem Ring am Finger, ein wunderschöner Vormittag. Kostenloser Sekt, selige Blicke, und gehauchte "Oohs". Und dann, als ich DAS Kleid anhatte, war ich mitten in meiner neuen Lieblingssendung angekommen. Meine Schwester und Trauzeugin wischte sich über die Augen, auch ich bekam einen Kloß im Hals. Tüll und Tränen, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.
Im September hat der Wahnsinn ein Ende. Flitterwochen und dann, Rückflug in die Realität, bis auf eine Ausnahme. Der Ring und das Versprechen, das bleibt und das wesentlich ist. Und, wenn ich daran denke, wird mir — der Braut und der Journalistin — wieder ganz warm ums Herz.