Kommentar „Corona-Aufholprogramm“: Nur ein Anfang ...
Wuppertal · Das ist eine gute Nachricht: Aus dem „Aktionsprogramm Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ hat das Ministerium für Kinder, Familien, Flüchtlinge und Integration NRW der Stadt Wuppertal jetzt über den Landschaftsverband 774.000 Euro bewilligt.
Weitere 94.000 Euro werden von der Bundesstiftung Frühe Hilfen speziell für Kinder unter drei Jahren bereit gestellt. Und für das kommende Jahr werden noch einmal 1,5 Millionen Euro erwartet.
Wie bitter es nötig ist, nach eineinhalb Jahren Pandemie endlich in die Kinder zu investieren, hat Jana Ihle vor einigen Wochen bei einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung drastisch deutlich gemacht. Die pädagogische Leiterin des Begegnungszentrums Alte Feuerwache berichtete von massiven Rückschritten in der Integration von Kindern, von Vernachlässigung, von psychischen Schäden durch Isolierung. Es ist gut, dass es nun Geld gibt, um die Stunden von Familienhebammen aufzustocken, um bestehende Angebote für Kinder und Jugendliche zu erweitern und neue Maßnahmen und Angebote zu schaffen. Ob die zur Verfügung stehenden Mittel reichen? Immerhin, es ist ein Anfang.
Und eben nur ein Anfang. Denn „Aufholen“ ist in diesem Fall eine große Aufgabe. Das ist nicht wie das Aufholen von Schulstoff nach 14 Tagen Windpocken. Das wird bei manchen Kindern ein langer, langer Prozess sein. Da fehlt nicht nur Wissen in Mathe und Deutsch. Jana Ihle berichtete auch von Kindern, die während der Lockdowns schlimmen häuslichen Verhältnissen ausgesetzt waren. Da sind tiefe seelische Wunden entstanden.
Ich wünsche uns allen, dass die Politik einen langen Atem für die Kinder und Jugendlichen hat. Jetzt ist die Zeit zu erkennen, wie wichtig präventive Angebote wie die der Alten Feuerwache, aber auch die der anderen Freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe sind. Corona ist der Katalysator, der jetzt vieles ans Licht spült, was man hätte wissen können, aber manchmal vielleicht nicht wissen wollte.
Nie wieder dürfen schulische und außerschulische Betreuung für einen längeren Zeitraum dicht gemacht werden. Es braucht kluge Konzepte, wie das zu vermeiden ist. Erstes Geld ist da. Sollten bei der nächsten Pandemie Kinder und Jugendliche noch einmal so massiv wie bei Corona ins Hintertreffen geraten, wäre das unverzeihlich.