Gesundheit Schüler leiten eine Station
Wuppertal · Zwei Wochen lang hat ein Kurs von Gesundheits- und Krankenpflegeschülerinnen und -schülern eine Station im Helios Universitätsklinikum Wuppertal geleitet. Die angehenden Pflegekräfte bekamen so schon während der Ausbildung einen Eindruck von der Verantwortung, die sie später im Berufsleben haben werden.
"Wir sind da ganz schön ins kalte Wasser gesprungen. Erst hat uns die Sturmflut erwischt, und wir waren haltlos von der Fülle der Aufgaben. Aber dann haben wir zurück zum Strand gefunden und jetzt geht es uns gut." So fasst Schülerin Sabrina die Erfahrungen des Projektes mit eindrücklichen Bildern zusammen.
Pflegeschüler sammeln im Rahmen ihrer Ausbildung durchgehend Praxiserfahrung — allerdings meist innerhalb existierender Teams. Das Projekt "Schüler leiten eine Station" ist anders: Ein Kurs von Pflegeschülern übernimmt für zwei Wochen vollständig eine ganze Station im Klinikum und muss sich selbst organisieren, entscheiden und alle Abläufe eigenständig durchführen. Im Hintergrund stehen zwar die routinierten Stamm-Mitarbeiter bereit, die aber nur eingreifen, wenn etwas aus dem Ruder läuft, oder die Schüler explizit Hilfe anfordern.
Begleitet werden die Schüler dabei von ihrer Lehrerin aus dem Helios Bildungszentrum, Evangelia Tsiafouli, und Ute Ott, ihrer Praxisanleiterin während dieser Zeit. Für die Schüler war die größte Herausforderung nicht die Pflege am Patienten, sondern die vielen organisatorischen Aufgaben, die zu einer modernen Pflege in einem Krankenhaus dazu gehören: vom Umgang mit der Krankenhaussoftware bis hin zur Anforderung von Patiententransporten zu Untersuchungen oder OPs.
Auch Evangelia Tsiafouli weiß, dass diese Themen in der regulären Ausbildung oft zu kurz kommen: "Aber die Schülerinnen mussten hier für diese ungewohnten Herausforderungen ein Konzept entwickeln. Und das ist Ihnen letztlich gelungen. Sie beenden das Projekt als Gewinner und haben eine große innerliche Entwicklung gemacht, die ihnen niemand wecknehmen kann."
"Wir waren kurz davor aufzugeben", gesteht Schülerin Lara-Marie. "Der Tag fing meist noch geordnet an, aber je später es wurde, desto mehr administrative Aufgaben mussten erledigt werden. Das Bedarf der Übung, hat dann aber geklappt. Das Wichtigste für uns war: Wir wollten immer sicher sein, dass wir Patienten gut versorgen."
Die Schülerinnen haben sich nach der schwierigen Anfangsphase zusammengerauft und haben auch mal nach Hilfe bei den "alten Hasen" gefragt. Als dann die Aufgaben fest zugeordnet wurden, klappte alles. Und das merkte man auch an der gelösten und professionellen Stimmung auf der Station. "Für eine Patientin haben wir alle gemeinsam ein Geburtstagslied gesungen. Das Tat allen Seelen gut, dann auch wirklich Zeit zu haben, mit den Patienten zu sprechen. Das ist es ja, was den Job eben auch ausmacht: Zuneigung vermitteln", erläutert Schülerin Melisa ihren Antrieb für die Berufswahl.
Was alle gelernt haben und auch von Claudia Peters, der Stationsleiterin der Station, bestätigt wird: Die jungen Pflegeschüler sind an ihren Aufgaben gewachsen. Und sie sind zu einem echten Team geworden. "Wenn man miterlebt hat, wie eine Patientin nach der Lagerung durch das Team zufrieden lächelt und wirklich glücklich ist, dass sie sogar wieder auf der Bettkante sitzen kann, dann haben die Schüler hier wirklich etwas gelernt und gleichzeitig ihr Schulwissen gut angewendet. Das haben sie gut gemacht", zieht Claudia Peters ein positives Fazit des Projektes.
Evangelia Tsiafouli macht aus der Perspektive der Lehrerin aber auch klar, dass ein solches Projekt innovative Menschen aus unterschiedlichen Berufsgruppen braucht: "Pflegepädagogen, Pflegedirektion, Stationsleitung, Pflegekräfte, Ärzte und Betriebsrat müssen die gleiche Sprache sprechen und den Schülern bei ihren Fragen und Unsicherheiten zu Seite stehen mit dem Ziel, sie stark für den Beruf zu machen."
Die Schüler jedenfalls waren nach dem Projekt sicher, dass sie die richtige Berufswahl getroffen haben, und würden jedem Kurs empfehlen, eine solche Erfahrung zu machen. Auch, wenn man sich durchkämpfen muss. Denn am Ende können sie stolz auf sich sein.