Diakonie mit Partnern Teilzeitausbildung in der Pflege – in Wuppertal bald möglich

Wuppertal · Um dem Fachkräftemangel zu begegnen und die Arbeit in der Pflege für neue Zielgruppen zugänglich zu machen, führen die Diakonie Akademie und ihre Partner der ambulanten und stationären Pflegeinrichtungen die Ausbildung in Teilzeit ein.

Von li.: Dezernentin Dr. Sandra Zeh, Diakoniedirektorin Dr. Sabine Federmann, Cornelia Schott (Geschäftsführung DW/DAW), Stefan Leopold (Leitung Diakonie Akademie Wuppertal), Elke Stapff (Projektleitung Kommunale Koordination Übergang Schule Beruf Stadtbetrieb Schulen Wuppertal) und Eva Platz (Vorständin Wirtschaftsförderung Wuppertal).

Foto: Diakonische Altenhilfe Wuppertal

Eine Teilzeitausbildung in der Pflege ist laut Gesetz möglich, wird in NRW aber nur sehr vereinzelt angeboten. Etwa im Raum Aachen, dem Kreis Gütersloh oder in Neuss. Im Bergischen Land bislang noch gar nicht. Bis jetzt: Das Wuppertaler „Netzwerk Pflege“, das von der Kommunalen Koordinierung Wuppertal für den Übergang Schule-Beruf organisiert wird, führt die Teilzeitausbildung nun erstmals in der Region ein.

Dr. Sandra Zeh (Dezernentin für Personal, Digitalisierung und Wirtschaft der Stadt Wuppertal): „Es ist großartig, dass solch ein Angebot nun für die Bergische Region und speziell Wuppertal geschaffen wird, denn es ermöglicht Menschen den Zugang zu Pflegeberufen, für die eine Ausbildung in Vollzeit nicht mit ihren Lebensumständen vereinbar wäre, wie zum Beispiel Alleinerziehende oder pflegende Angehörige“.

Davon profitiere aber auch die Arbeitgeberseite. „In der Pflege ist der Fachkräftemangel akut und der Wettbewerb um Personal und Auszubildende enorm hoch. Familienfreundliche Arbeitszeiten sind ein Faktor, um Anreize für die Branche zu schaffen. Ich bin sicher, dass das neue Angebot ein Vorteil für die lokalen Ausbildungsbetriebe ist“, so Wirtschaftsdezernentin Dr. Sandra Zeh.

Eva Platz (Vorständin der Wirtschaftsförderung): „Wir sind stolz, dass wir als Mit-Trägerin der Kommunalen Koordinierung zur Einführung der Teilzeitpflegeausbildung beitragen konnten. Dieses Modell ermöglicht mehr Menschen den Zugang oder die Rückkehr ins Berufsleben“.

Wie funktioniert die Teilzeitausbildung?

Statt der üblichen drei Ausbildungsjahre wird die Teilzeitausbildung auf vier Jahre ausgeweitet. Der Unterricht beginnt erst um 8:45 Uhr, auch die praktische Ausbildungszeit beträgt „nur“ 75 Prozent, gemessen an einer Vollzeitstelle. Das soll den Auszubildenden eine größere Flexibilität und Planungssicherheit im Alltag ermöglichen. Am Ende der vierjährigen Ausbildungszeit erreichen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den vollwertigen Berufsabschluss zum/zur Pflegefachmann/-frau, der zur Arbeit in verschiedenen Settings der Akut- und Langzeitpflege, aber auch ambulanten Pflege berechtigt.

Der theoretische Teil der Ausbildung wird bei der Diakonie Akademie Wuppertal absolviert. Der praktische findet bei einem der vielen Verbundpartner statt. Dazu gehören unter anderem die Altenzentren der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal gGmbH, die Altenpflegeeinrichtungen der Stadt, der DRK-Schwesternschaft, die Wuppertaler Krankenhäuser sowie ambulante Pflegedienste wie Werbeck oder Talpflege.

„Wir haben eine Abfrage querbeet in allen ambulanten und stationären Kooperationspartnern der Diakonie Akademie durchgeführt. Davon haben bereits 30 Träger und Einrichtungen zugesagt, gemeinsam mit uns die Teilzeitausbildung in Wuppertal und im Bergischen Land ermöglichen zu wollen“, so Stefan Leopold von der Diakonie Akademie.

Fünf Pflegeschulen gibt es allein in Wuppertal. Doch in keiner wurde das Konzept bislang umgesetzt, obwohl es gemäß Pflegeberufegesetz seit vielen Jahren möglich wäre. „Das liegt unter anderem daran, dass die Umsetzung der praktischen Ausbildung durch Kooperationspartner wie Pflegeheime, Krankenhäuser, Ambulante Pflegedienste oder Psychiatrische Einrichtungen mit teilzeitgeprägten Arbeitszeiten nicht sichergestellt war“, erklärt Leopold. Auszubildene in Teilzeit müssen dieselben praktischen Einsätze erfüllen wie Azubis in Vollzeit.

Für die Pflegeeinrichtungen bedeutet das einen größeren Koordinations- und Organisationsaufwand. Zum Beispiel bei der Festlegung von Dienstplänen. So sollen die Teilzeitausbildenden zu familienfreundlichen Arbeitszeiten ihren Einsatz ermöglicht bekommen. „Aber das ist in der Praxis nicht immer so einfach. Pflege bedeutet in der Regel einen 24/7-Einsatz“, so Leopold. „Es setzt also die Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten voraus, die praktischen Pflichteinsätze der Auszubildenen in Teilzeit sicher zu stellen“.

Umso schöner, dass die lokalen Arbeitgeber nun bereit sind diesen Schritt zu gehen, findet Elke Stapff von der Kommunalen Koordinierung: „Während der gesamten Planungsphase habe ich ganz viel Engagement seitens der Pflegeeinrichtungen wahrgenommen. Nun sind Ausbildungsinteressierte gefragt, dieses Angebot anzunehmen. Es richtet sich sowohl an Schulabgängerinnen und -abgänger, die den Einstieg ins Berufsleben suchen, ebenso wie an Erwerbstätige und Wiedereinsteigerinnen und -einsteiger, die nochmal einen neuen Weg für sich entdecken möchten.“

Voraussetzung für eine Ausbildungsstelle ist ein Hauptschulabschluss nach Klasse 10 oder höher. Alternativ gilt auch ein Hauptschulabschluss nach Klasse 9, wenn danach eine einjährige Pflegehelferausbildung oder eine zweijährige Berufsausbildung in einem anderen Bereich absolviert wurde.

Am 1. April 2025 ist Ausbildungsstart. „Ich hoffe, dass wir in der Diakonie Akademie dann viele Auszubildenden begrüßen und mit einer vollen Klasse in die erste Teilzeitpflegeausbildung in Wuppertal starten können“, sagt Leopold.