Fußball-Regionalliga WSV-Sportdirektor Hutwelker: „Die richtige Entscheidung“
Wuppertal · Die Negativserie des Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV hält nach der 2:5-Heimniederlage gegen den SC Verl an. Im Kreuzfeuer der Kritik steht Sportdirektor Karsten Hutwelker. Der 48-Jährige nimmt im Rundschau-Interview Stellung zu den Vorwürfen.
Rundschau: Welche Gedanken hatten Sie am Samstag um 14.35 Uhr?
Hutwelker: „Ich wusste, dass es sehr schwer sein wird, aber mit einem solchen Start habe ich, hat keiner von uns rechnen können. Ich habe auf der Bank in entgeisterte junge Gesichter geblickt. Beim Spielstand von 0:4 war es das Ziel, in die Halbzeit zu kommen und mit den Jungs zu reden. Dass die Mannschaft Charakter hat, haben sie in den zweiten 45 Minuten gezeigt. Sie haben es mit Willen und allen verfügbaren Kräften geschafft, sich daraus zu ziehen.“
Rundschau: Worin sehen Sie die Gründe für den Auftritt vor der Pause?
Hutwelker: „Die Mannschaft war hoch motiviert und gut eingestellt. Uns brechen die individuellen Fehler das Genick. Ein Team wie Verl weiß das natürlich auszunutzen. Es ist ein Spiegelbild der momentanen Gemütslage. Die Jungs kämpfen und wollen, aber es klappt nicht. Und unser kleiner Kader kann fünf Verletzte nicht auffangen. Dadurch können einige momentan nicht auf ihren eigentlichen Positionen spielen. Das macht es nicht einfacher.“
Rundschau: Viele Fans sind sauer wegen der Beurlaubung von Trainer Andreas Zimmermann. Tenor: Der Schritt sei nicht nachvollziehbar gewesen, und der Trainerwechsel habe nichts gebracht.
Hutwelker: „Ich bin Sportdirektor des WSV, und da ist es meine Aufgabe, auf Missstände zu reagieren und Entscheidungen zu treffen, auch unpopuläre. Da hätte auch jeder andere Arbeitgeber gehandelt. Und ich bin nach wie vor überzeugt, dass es auch die richtige Entscheidung war. Je länger wir gewartet hätten, desto schwieriger wäre es geworden, den Negativ-Kurs zu ändern. Jetzt gilt es die Versäumnisse nachzuholen und offensichtliche Defizite zu schließen. Das braucht Zeit und gelingt uns nicht mal eben so in zwei Wochen. Tatkräftige Unterstützung bekommen wir ab kommender Woche durch Thomas Ediger, der uns dabei helfen wird, möglichst schnell bestehende Defizite aufzuarbeiten, wir gewinnen ja kaum ein Laufduell. Darüber freue ich mich sehr. Wie wir uns auch über konstruktive Unterstützung von außen freuen würden. Wir müssen weg von ewigen Unkenrufen und andauernden Beschimpfungen. Die sind nicht zielführend und helfen dem Verein überhaupt nicht weiter. Auch ändern sie nicht unsere Marschroute. Übrigens: Es gab nur eine Trainerentlassung, einen Trainerwechsel hat es noch gar nicht gegeben. Ich selber hatte gar keine Ambitionen auf das Traineramt. Nach der Trainerentlassung habe ich vielmehr direkt vorgeschlagen, einen neuen zu verpflichten.“
Rundschau: Aber?
Hutwelker: „Es gibt auch jetzt jede Menge Interessenten, auch wirklich gute. Doch selbst dafür haben wir momentan kein Geld. Es ist nicht ein Euro da. Und jetzt gilt es die für den Verein richtige Entscheidung zu treffen und einen geeigneten Trainerkandidaten zu finden. Wir brauchen finanzielle Stabilität, und da würde uns natürlich eine finanzielle Spritze der Wuppertaler Gönner helfen. In der Zwischenzeit musste die Lücke schnellstmöglich gefüllt werden, und da war ich als Fußballlehrer die logische Konsequenz.“
Rundschau: Wie realistisch ist der Klassenerhalt?
Hutwelker: „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir 36 Spiele gegen den Abstieg haben, daran hat sich nichts geändert. Ich bin weiterhin absolut überzeugt von dem zusammengestellten Kader, den die Fans ja auch unterstützen.“
Rundschau: Die Kritik richtet sich komplett gegen Sie. Wie groß ist Ihre eigene Motivation noch?
Hutwelker: „Wer mich kennt, der weiß, dass ich vor schwierigen Aufgaben nicht flüchte. Mein Job ist der des Sportdirektors. Und dieser Aufgabe gehe ich nach.“