Die Stimmen nach dem Spiel BHC-Trainer Naji: „Ein ganz komisches Spiel“
Wuppertal / Düsseldorf · Es fehlte nicht viel, und der Handball-Bundesligist BHC hätte die Saisonpunkte drei und vier eingefahren. Am Ende ging der Sieg dann aber doch an die Rhein-Neckar Löwen. Die Stimmen aus dem Presseraum der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle.
Sebastian Hinze (Trainer RN Löwen): „Das Spiel war ein Krimi. Wir haben in der ersten Halbzeit eine Phase, in der wir über Ballgewinne und die erste Welle zu einfachen Toren kommen und uns absetzen. Ich finde, wir haben in der Abwehr ein gutes Gefühl für die Distanz. Ein paar Probleme haben wir mit der Breite, besonders auf der rechten Abwehrseite, wo wir zwei, drei Siebenmeter gegen uns kriegen. Kurz vor der Halbzeit bekommen wir zu viele Zeitstrafen. In Verbindung, mit der 3-2-1-Abwehr machen wir dann ein paar zu viele einfache Fehler, nehmen uns zu früh die Abschlüsse und so ist es dann auch folgerichtig, dass wir nur mit plus zwei in die Halbzeit gehen.
In der zweiten Hälfte starten wir offensiv eigentlich gut. Von sechs Metern lassen wir in den ersten Angriffen ein bisschen was liegen und dann entwickelt sich ein Spiel, in dem wir uns nicht absetzen können. Wir probieren viel, haben ab Mitte der zweiten Hälfte mit Morante und Seesing unsere Probleme, und der BHC geht in Führung. So wird es dann ein ganz, ganz enges Spiel hinten raus, wo man am Ende mit zwei Paraden von Appelgren und dem eigenen Tor bei passivem Spiel das Match entscheidet.
Und wir sind extrem glücklich, dass wir das Ding gewonnen haben. Vielleicht ist es der Unterschied, wie wir unter passivem Druck gespielt haben, aber ansonsten habe ich zwei Mannschaften in der zweiten Halbzeit gesehen, die über weite Strecken auf Augenhöhe agiert haben.“
Jamal Naji (Tainer Bergischer HC): „Ich fand, das war heute irgendwie ein ganz komisches Spiel. Nach zehn Minuten habe ich zu meinem Trainerkollegen gesagt, dass hier etwas drin ist. Ich hatte ein gutes Gefühl. Wir haben den Rhein-Neckar Löwen viele Situationen geben können, die wir so haben wollten. Das Gefühl wechselt aber relativ schnell, nachdem sie es schaffen fünf Tore in kürzester Zeit in der ersten Welle zu erzielen.
Unser Rückzug war da einfach nicht gut – gepaart mit unseren Wurfentscheidungen, die wir in der Phase getroffen haben. So war es dann eine hohe Bürde. In Summe verlieren wir über das Spiel gesehen das Tempospiel einfach zu deutlich. Wir kriegen dann in der zweiten Halbzeit keine Erste-Welle-Tore mehr, dafür aber welche aus den erweiterten Situationen. Ich finde insgesamt, dass wir in der Abwehr bis zum letzten Ball gut verteidigen.
Aber, die Rhein-Neckar Löwen sind unter diesem Druck des letzten, vorletzten Passes immer wieder zum erfolgreichen Abschluss gekommen. Das hat uns einfach in der Crunchtime das Genick gebrochen. Wir waren bereit für zwei Punkte und wir hätten diese auch holen können, aber es hat nicht sollen sein. Weiter geht's.“
Jörg Föste (Geschäftsführer Bergischer HC): „Die Enttäuschung ist bei uns allen groß. Wir verlieren und gewinnen zusammen. Die Geschlossenheit ist unsere große Stärke, deshalb sind wir alle sehr enttäuscht. Zwei Dinge waren ausschlaggebend heute. Ohne zu entschuldigen, war ein wenig Fortune auf Seiten der Gäste heute. Nach schon abgewehrten Situationen gab es viele Bälle, die rausgefingert wurden, aber doch noch in den Händen der Rhein-Neckar Löwen gelandet sind. Dazu gab es viele Torhüter-Paraden, deren Abpraller immer einen Gelben gefunden haben. Das ist nicht steuerbar.
Was aber auch den Ausschlag gegeben hat, war die größere Kaltschnäuzigkeit und Cleverness der Rhein-Neckar Löwen gerade in Situationen, die für sie großen Druck bedeutet haben. Das haben sie sehr gut gemacht. Und man muss auch zugestehen, dass wir uns gelegentlich etwas zu blauäugig verhalten haben - was Abwehrsituationen auf außen, vor allem aber auch unsere Angriffskonzeption anging. Darüber hinaus haben wir das Konterduell verloren. Es ist uns nicht gelungen, in den schnellen Gegenstoß zu kommen, obwohl wir eine sehr passable Deckung gestellt haben.
Stehend war sie besser als die der Rhein-Neckar Löwen. Wir haben es immer wieder verstanden, die Schwachpunkte der RNL-Deckung auszuhebeln. Aber die beiden von mir genannten Punkte haben das Spiel zu unseren Ungunsten entschieden.“