Handball-Bundesligist Bergischer HC „Wechsel auf Trainerbank schien nicht der richtige Impuls"

Wuppertal · Geschäftsführer Jörg Föste erklärt, warum der Handball-Bundesligist Bergischer HC mit Jamal Naji weitermacht. Zur Rettung aber werden wohl fünf der noch neun Spiele gewonnen werden müssen.

Trainer Jamal Naji mit Linus Arnesson (Nr. 26) und Lukas Stutzke (Nr. 39).

Foto: Dirk Freund

Eine ausverkaufte Misubishi Electric Halle in Düsseldorf-Oberbilk, zu Gast der amtierende Champions-League-Sieger SC Magdeburg sowie ein ordentliches Spiel des BHC. Doch so schön der Handball-Sonntag auch war, es droht einer der vorerst letzten für den dramatisch abgestürzten BHC gewesen zu sein.

Nach neun Niederlagen in Serie steht die Mannschaft von Trainer Jamal Naji auf einem Abstiegsplatz, bei einer Partie weniger beträgt der Rückstand auf den immer selbstbewusster auftretenden Aufsteiger ThSV Eisenach drei Punkte. „Seit ich hier bin, war die Lage noch nie so bedrohlich. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir den Klassenerhalt schaffen", sagt Lukas Stutzke.

Seit 2019 trägt der linke Rückraumspieler das Trikot der Bergischen Löwen. Aktuell gehört er zu den wenigen Akteuren, die seit dem bisher letzten Sieg am 10. Dezember recht konstant annehmbare Leistungen bieten. Beim 27:30 gegen Magdeburg gelangen Stutzke in kraftvoller Art und Weise sieben Treffer. „Heute haben wir alle einen soliden Auftritt gezeigt. Darauf müssen wir aufbauen und die gleiche Leistung auch in Stuttgart abrufen", erklärte der 26-Jährige im Gespräch mit der Wuppertaler Rundschau.

Gegen Stuttgart gelang der bisher letzte Sieg (33:28), bei den Schwaben muss er am Donnerstag (Anwurf 19 Uhr, Porsche-Arena) wiederholt und danach auch das Heimspiel gegen Eisenach (Sonntag, 7. April, Anwurf 15 Uhr, Uni-Halle Wuppertal) zwingend gewonnen werden. „Wir müssen zusammenrücken und siegen, es hilft nichts", meint Stutzke. Verlieren verboten.

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Das Restprogramm ist nicht unlösbar

Noch kann der Klassenerhalt gelingen, von den neun ausstehenden Gegnern sind sieben eigentlich nicht übermächtig. Nach Stuttgart und Eisenach warten Balingen (A), Erlangen (H), Hamburg (A) und Lemgo (H). Auch die Nachholpartie bei den Rhein-Neckar Löwen bietet Chancen, hat das Team von Sebastian Hinze als Tabellen-13. doch nur sieben Punkte mehr. Genau deshalb aber wird der Wuppertaler seiner Heimat-Liebe die Zähler allerdings auch nicht schenken.

Zudem muss der Klassenerhalt vor den beiden abschließenden Spielen in Berlin und gegen Flensburg in trockenen Tüchern sein. „20 Zähler sind mindestens nötig. Wir haben nur noch Endspiele. Es ist glasklar, dass wir punkten müssen", sagte Geschäftsführer Jörg Föste gegenüber der Rundschau.

Blauäugig ist der 64-Jährige gleichwohl nicht. „Administrativ planen wir zweigleisig und haben von daher fristgereicht zum 1. März die Unterlagen zur Erteilung einer Lizenz für die zweite Liga eingereicht.“ Die von vielen nach den beiden Offenbarungseiden in Leipzig (22:33) und gegen Gummersbach (24:31) spätestens in Verbindung mit der auf Grund der Länderspiele großen Liga-Pause erwartete Freistellung des Trainers hingegen ist nicht erfolgt.

„Bei der Analyse haben wir im Wesentlichen im Auge gehabt, wie es zu der geringen Punktausbeute gekommen ist. Für uns war die unerwartet dünne Personaldecke ausschlaggebend", sagte Föste, und auch Stutzke meint: „Es liegt an uns. Jeder Spieler hat in den Gesprächen seine Leistung hinterfragt. Die stimmte bei Weitem nicht bei allen. Wir sind es, die da jetzt rauskommen müssen."

Bei einem Abstieg drohen weitreichende Folgen

Der Verein entschied sich deshalb zur Fortsetzung der Arbeit mit Naji (Vertrag bis 2028), obwohl der in Köln lebende frühere Wetzlarer Kai Wandschneider (64) zur sofortigen Verfügung gestanden hätte. „Ein Wechsel auf der Trainerbank schien uns nicht der richtige Impuls, sondern die derzeitige Konstellation Erfolg versprechender. Wir haben abgewogen und reiflich überlegt. Wie kann man Erfolgserlebnisse schaffen? An welchen Kleinigkeiten lässt sich arbeiten? Wo schlummert Verbesserungspotenzial? Als Ergebnis kam heraus, dass wir in der bestehenden Konstellation absolut wettbewerbstauglich sind und erste Früchte davon waren gegen Magdeburg zu sehen", sagte Föste. Der starke Mann am Ruder des BHC meint die über 60 Minuten gehaltene Stabilität sowie eine mit dem etwas größer gewordenen Kader besseren Rotationsmöglichkeiten.

Fokussiert und mit neuem Selbstvertrauen muss es laut Föste in die für den Verein wohl wichtigsten Wochen der jüngeren Geschichte gehen. Bei einem Abstieg droht der Kader komplett auseinanderzufallen, da so gut wie kein Spieler einen Vertrag für Liga zwei besitzen dürfte. „Über Verträge spreche ich nicht. Besonders in unserer Situation wäre dies ein grober handwerklicher Schnitzer, da wir den Kader gerade erst auf etwas eingeschworen haben", erklärte Föste.

Es geht um mehr als den Bundesliga-Erhalt, es geht um die Zukunft des Handballss im Bergischen Land. Das Beispiel GWD Minden muss als Warnung dienen. Der Vorjahres-Absteiger droht auf direktem Weg in die dritte Liga durchgereicht zu werden. Eine so souveräne Rückkehr, wie sie der BHC beim Durchmarsch 2017/18 mit 72:6 Punkten geschafft hat, wird es nicht mehr geben.