Wuppertaler macht Särge zum Kunstwerk
Wuppertal · Makaber? Schräg? Tabu? Gerhard Rossmann baut Särge zu Kunstinstallationen um. Der 64-Jährige spielt mit Fragen von Leben und Tod und will damit alte Gedankenwelten über den Haufen werfen.
Eine Miniaturlandschaft: Links und rechts grüne Hänge, und durch die Mitte, die Talsohle, fließt ein Fluss. Am Hang steht eine einzelne Hütte, daneben ein kleiner Wald. Und das nicht etwa auf ein paar Holzplatten, wie es der Hobby-Modellbauer kennt, sondern — in einem Sarg. Zugegeben, an diesen Anblick muss man sich gewöhnen. Und genau das will der Wuppertaler Künstler Gerhard Rossmann erreichen: Er will daran rütteln, wie wir über den Tod denken. "Das jenseitige Tal" hat er seine Kreation genannt, die vom Ronsdorfer Designer Christian Ose umgesetzt wurde. Mit "Sieben Särge" eröffnet Rossmann am 28. November eine außergewöhnliche Ausstellung in der Schwarzbach-Galerie, die mit Fragen von Leben und Tod spielt und alte Gedankenwelten über den Haufen wirft.
Rossmann zeigt darin sieben Särge, die unterschiedlich gefüllt sind — von der Miniaturlandschaft über ein goldenes Skelett bis zum Hubschrauberlandeplatz für die Himmelfahrt.
Wie kommt man auf so eine Idee, die manche schräg oder makaber finden könnten? "Ich bin in ein Alter gekommen, in dem mich ein Thema nicht loslässt: die Endlichkeit des Lebens", sagt der 64-jährige studierte Industrie-Designer.
Rossmann arbeitete jahrzehntelang als Herausgeber von Zeitungen und Magazinen in Wuppertal und Essen. In Zeiten seines Studiums hatte er begonnen, künstlerisch zu arbeiten. Mit Bilderserien gewann er damals einen Fotopreis. Nach dem Rückzug aus der Geschäftsführung des Heinz-Magazins, das er mitgegründet hatte, stürzte er sich auf das "Sieben Särge"-Projekt.
Aus zwei Gründen. Zunächst die Vorstellung vom Jenseits. "Ich sage nicht, dass es danach nichts gibt — aber ich weiß es eben nicht", sagt Rossmann. Das Zweite ist die persönliche Geschichte des Künstlers. Sein Großvater hat ihn schon früh im Kindesalter auf Beerdigungen mitgenommen — eigentlich nur, um ihn bei den Bekannten vorzuzeigen. Den kleinen Gerhard faszinierte aber schon damals der Sarg als Raum. "In einer so kleinen Wohnung muss ein Toter ewig leben?", erinnert er sich an seine Gedanken von damals. Hinzu kam in der jüngeren Vergangenheit der Verlust vieler Freunde.
Rossmann begann zu recherchieren, lernte viel über Särge und die Vorstellungen verschiedener Kulturen und Religionen über das Sterben. Er entwickelte erste Ideen und fand schließlich im Wuppertaler Bestatter Arne Zocher nicht nur einen Stifter für das ungewöhnliche Arbeitsmaterial, sondern auch einen aufgeschlossenen Gesprächspartner. So wuchs das ungewöhnliche Projekt, in das Rossmann bislang einen fünfstelligen Betrag investierte — die Ausstellungsstücke stehen übrigens auch zum Verkauf. Für alle, die noch ein Kunstobjekt suchen, das nicht alltäglich ist. Aber da jeden Tag Menschen sterben, irgendwie doch ...