Wuppertal Institut Wuppertal nimmt an Projekt für klimagerechte Städte teil

Wuppertal · In puncto Klimaschutz stehen Städte vor großen Herausforderungen. Ihr Umbau hinsichtlich ihrer Klimaneutralität verläuft vielerorts allerdings zu langsam. Doch wie lässt sich der Prozess beschleunigen?

Das Wuppertal Institut am Döppersberg.

Foto: Lars Langemeier

Gemeinsam mit dem „Institut für Ressourcenmanagement inter 3“ nimmt das Wuppertal Institut dafür in den nächsten fünf Jahren im Projekt „SInBa“ die vielversprechendsten sozialen Innovationen aus den Bereichen Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung in den Blick und setzt davon ausgewählte mit den Städten Wuppertal und Mannheim um.

In Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit besteht inzwischen Konsens darüber, dass soziale Innovationen mitentscheidend sind, um gegenwärtige und zukünftige gesellschaftliche Herausforderungen, wie den Klimawandel, zu bewältigen. Denn technologische Innovationen allein reichen im Rahmen der umfassenden gesellschaftlichen Transformationsprozesse, die vor uns liegen, nicht aus. Als eigene Form der Innovation sind soziale Innovationen bisher jedoch noch kaum im Bewusstsein.

Dabei treten sie an unterschiedlichen Stellen in unserer Gesellschaft auf und nehmen entscheidenden Einfluss auf unser Leben. Sie verändern beispielsweise die Art und Weise, wie wir zusammenleben (Wohnkonzepte), wie wir arbeiten (Telearbeit, Homeoffice) oder konsumieren (Car-Sharing, Tauschläden). Für den klimagerechten Umbau von Städten können sie zugleich wichtige Impulsgeber und Multiplikatoren sein. Dabei haben sie auch das Potenzial, die Akzeptanz für die nötigen Transformationsprozesse in der Bevölkerung zu erhöhen. Eine zentrale Frage ist aber bisher noch weitgehend offen: Welche sozialen Innovationen haben wirklich das Zeug für den Mainstream?

Sowohl in Mannheim als auch in Wuppertal sind vielversprechende Ansätze vorhanden, die das Potenzial für eine soziale Innovation haben oder sich bereits in Nischen festgesetzt haben. Das Wuppertal Institut identifiziert in dem Projekt weitere innovative Prozesse und Praktiken in Verwaltung, Zivilgesellschaft, Unternehmen und anderen Akteursgruppen, die in Reallaboren erprobt werden. Potenzielle soziale Innovationen, die in den Fokus genommen werden, decken ein breites Feld ab: von neuen Wohnformen über eine proaktive kommunale Bodenpolitik bis hin zu neuen Formen der Zusammenarbeit von Verwaltung und neuen (oder auch alten) innovativen Akteuren in der Stadt – besonders auf Quartiersebene.

„Wir sehen an vielen Stellen einer Stadtgesellschaft Projekte, die das Zeug haben mitzuhelfen klimagerechtere Städte zu gestalten, aber auch Prozesse und Praktiken, die deren Umsetzung behindern. Das muss besser gehen, wenn die Städte in den nächsten zehn bis 15 Jahren klimaneutral sein wollen“, sagt Anja Bierwirth, Leiterin des Forschungsbereichs Stadtwandel am Wuppertal Institut und „SInBa“-Projektleiterin. Das Ziel ist daher, konkrete Veränderungsprozesse zu initiieren und zu katalysieren und dabei Stakeholder aktiv in den Forschungsprozess mit einzubeziehen.

„inter 3“ setzt dafür sein Innovationsmanagement-Instrumentarium ein, um gemeinsam mit den beiden Städten auszuprobieren, ob und wie solche potenziellen sozialen Innovationen breitenwirksam(er) werden können. „Wir wollen strategische Ansatzpunkte finden und konkrete Impulse und Maßnahmen entwickeln“, sagt Dr. Susanne Schön, Projektleiterin bei „inter 3.“

Was erweist sich unter welchen Umständen als mehr oder weniger wirksam, um soziale Innovationen aus der Nische in die Breite zu entwickeln? Gibt es spezifische Strategien und Wege für unterschiedliche Typen sozialer Innovationen? Das sind nicht nur wissenschaftlich interessante Fragen – die Antworten können den Akteurinnen und Akteure vor Ort ganz praktische Wege zu einer schnelleren (und sozialeren) Umgestaltung ihrer Städte weisen. Als Ergebnis werden sowohl die Wissenszuwächse der Forschung entsprechend dokumentiert als auch Tools und Heuristiken für Städte und städtische Akteure entwickelt.

Gefördert wird das Projekt „SInBa“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung zu rund 90 Prozent.