Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Schwein oder Schuppen?
Wuppertal · Falls Sie noch Fragen zur Reichweite der Rundschau haben, hilft Ihnen dieser Hinweis vielleicht weiter: Nachdem ich vorigen Samstag über meinen tendenziell ungünstigen Geburtstag am 23. Dezember und die Malessen mit dem weitgehend unbekannten Vornamen Roderich geschrieben hatte, meldete sich Herr Lehr aus Pegnitz in Oberfranken bei mir.
Er heißt nämlich auch Roderich und hat ebenfalls am 23. Dezember Geburtstag. Jetzt werden wir vielleicht eine Selbsthilfegruppe gründen ...
Vorher müssen wir alle aber erstmal Silvester feiern. Dabei werden wir uns gegenseitig ausgiebig ein gutes neues Jahr wünschen. Das hat allerdings die letzten beiden Male auch schon ganz hervorragend nicht geklappt. Silvester 2021 waren wir uns sicher, dass 2022 ja alles nur besser werden kann. Schon allein wegen der drei putzigen Zweien im Datum. Stattdessen haben wir dann die drei großen „K“ bekommen: Krieg, Kälte, Krise ...
Deshalb sollten wir uns jetzt endlich selbstkritisch die Frage stellen, ob wir beim Jahreswechsel eigentlich alles richtig machen. Ich persönlich erinnere mich beispielsweise daran, vor einem Jahr an Silvester prominente Mengen Wodka getrunken zu haben. Was danach weltpolitisch passiert ist, wissen wir alle. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, sich stattdessen auf Rituale zurückzubesinnen, die traditionell Glück verheißen.
Davon gibt es ja eine ganze Menge. Häufig zum Einsatz kommen dabei Glücksschweine. Nicht umsonst heißt es bei glücklichen Fügungen ja auch „Schwein gehabt“. Falls Sie darauf setzen wollen, dann beachten Sie aber bitte: Beim Fondue Schweinefilet zu benutzen ist damit eher nicht gemeint.
Empfohlen wird auch, vor dem Jahreswechsel noch schnell einen Schornsteinfeger zu berühren. Nun klingelt der Schornsteinfeger bei uns aber in der Regel nicht Silvester, sondern meistens in der Woche gegen 5.30 Uhr morgens, wenn man am wenigsten mit ihm rechnet. Braucht man dagegen einen, wird man ihn auf offener Straße kaum finden.
Ich habe schon überlegt, ob man alternativ vielleicht auch Sanitärinstallateure oder Anstreicher berühren kann. Aber damit die Silvester kommen, müsste man sie wahrscheinlich noch dieses Jahr für den 31. Dezember 2023 bestellen. Denn die Wahrscheinlichkeit, an einen Handwerker zu kommen, ist in Deutschland bekanntlich ähnlich groß wie die, ein vierblättriges Kleeblatt zu finden. Die Quote für Letzteres liegt laut Fachportal „gartenjournal.net“ bei 1:10.000, weshalb man lieber auf andere Glücksbringer setzen sollte.
Spanier schwören beispielsweise darauf, an Silvester rote Unterwäsche zu tragen. Nun weiß ich nicht, wie es in Ihrem Kleiderschrank aussieht. Aber meiner Erfahrung nach ist rote Unterwäsche darin ähnlich selten zu finden wie freie Termine beim Wuppertaler Straßenverkehrsamt. Außerdem soll es Silvester so warm werden, dass man eigentlich nackt feiern könnte. Dann hätten alle rote Köpfe, was vielleicht auch gilt ...
Früher wurde an Silvester übrigens gerne mit Hilfe des traditionellen Bleigießens nach für die Zukunft Glück verheißenden Symbolen gesucht. Das wurde von der EU aber 2018 verboten. Eine 62-köpfige Expertenkommission hatte zuvor völlig überraschend herausgefunden, dass das Blei für das Bleigießen giftiges Blei enthält. Mit Blick auf die letzten beiden Jahre war es vielleicht auch besser, dass wir kein Blei gegossen haben. Wer weiß, was für Godzillas da rausgekommen wären.
Aber wie locken wir das Glück denn nun hervor? Im Alpenraum ist es zu diesem Zweck üblich, eine Schuppe vom Silvesterkarpfen abzumachen und ins Portemonnaie zu stecken. Dann soll das Geld niemals ausgehen. Vielleicht gucke ich doch mal, ob ich noch irgendwo die Nummer von unserem Schornsteinfeger finde ...
Guten Rutsch und bis die Tage!