Dreifache Mutter in Not Jobcenter: Prüfung verzögert – mit vielen Folgen

Wuppertal · Der Gedanke, Bürgergeld zu beantragen, lag Ayten Yilmas (Name geändert) fern. Als ihr keine andere Möglichkeit mehr bleibt, zahlt das Jobcenter nicht.

Das Jobcenter an der Bachstraße (Symbolbild).

Foto: Wuppertaler Rundschau/jak

Im Dezember 2023 muss Ayten Yilmas nach 26 Jahren ihren Job als Busfahrerin bei den Stadtwerken krankheitsbedingt aufgeben und stellt, nach einigen ärztlichen Untersuchungen, Monate später aufgrund der angeschlagenen physischen Konstitution einen Antrag auf vorzeitige Rente.

Große Sorgen um ihre finanzielle Zukunft macht sich die 55-Jährige zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Auch, weil sie ab Februar 2024 einen Mini-Job ausüben kann, der monatlich zwischen 200 und 400 Euro bringt. Woran Ayten Yilmas in der Situation allerdings nicht denkt, ist der Umstand, dass bei diesen Summen keine Krankenkassenbeiträge abgeführt werden. Nach Ablauf von Arbeitslosen- und Krankengeld wird es allerdings finanziell enger als erwartet – und so kritisch, dass die dreifache Mutter im Oktober 2024 die Wohnung kündigt und gemeinsam mit ihrem jüngsten zum ältesten Sohn zieht.

„Das war eine Verzweiflungstat und auch nur als Übergangslösung gedacht, weil ich die Miete nicht mehr zahlen konnte“, so die Frau im Gespräch mit der Rundschau. Als ihr einen Monat später dann auch noch die Krankenkasse mitteilt, dass wegen ausstehender Beiträge der Versicherungsschutz auf ein Mindestmaß reduziert wurde und Nachforderungen ankündigt, sieht sie keine andere Möglichkeit mehr, als im November 2024 Bürgergeld zu beantragen.

„Ich wollte das nie tun, aber da habe ich keinen anderen Ausweg mehr gesehen“, erklärt Ayten Yilmas. Doch obwohl sie stets alle geforderten Nachweise erbringt, zahlt das Jobcenter keine Leistungen. Mit der Folge, dass ihre Krankenversicherung im Februar 2025 schon 1.341,01 Euro an Rückständen einfordert. Das Geld dafür hat sie nicht. Noch größer wird ihre Verzweiflung, als ihr am Dienstag (4. März 2025) im Vorfeld einer orthopädischen Untersuchung mitgeteilt wird, dass die Krankenkassenkarte gesperrt und somit keine Behandlung möglich sei.

„Jetzt, wo ich zum ersten Mal die Hilfe des Sozialsystems benötige, lässt mich dieses im Stich. Und ich habe zum ersten Mal in meinem Leben wirklich Depressionen“, berichtet Ayten Yilmas nach diesem Vorfall.

Auf Nachfrage der Rundschau erklärt eine Mitarbeiterin aus dem Büro von Jobcenter-Pressesprecher Alexander Kletzander am Mittwoch, 5. März, dass sich aufgrund verschiedener Umstände die Prüfung des Antrages verzögert habe – und man diesen jetzt rasch abschließend bearbeiten werde. Tatsächlich: Bereits am nächsten Tag befinden sich die ab Antragsstellung zustehenden Leistungen auf Yilmas’ Konto. Ein Signal dafür, dass das Jobcenter jetzt auch die Krankenkassenbeiträge übernimmt.

„Als ich das gesehen habe, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Nun kann ich beruhigt auf die Bewilligung meines Rentenantrages warten“, sagt Ayten Yilmas freudig.