„TelefonSeelsorge“ Drohender Suizid: Wuppertal unterstützt eine Akut-Nummer

Wuppertal · Die „TelefonSeelsorge“ (TS) reagiert auf die Suizidpräventionsstrategie der Bundesregierung. Die Wuppertaler Leiterin Jula Heckel-Korsten spricht sich für eine Akut-Nummer aus.

Jula Heckel-Korsten leitet die Wuppertaler „TelefonSeelsorge“.

Foto: Sabine Damaschke

Mit einer Stellungnahme reagiert der Vorstand der „TelefonSeelsorge“ Deutschland (TSD) auf die Suizidpräventionsstrategie der Bundesregierung, die Anfang Mai vorgestellt wurde (zum Vorschlag des Gesundheitsministeriums). In der Stellungnahme heißt es von Frank Ertel und Helmut Ellensohn, den beiden Vorsitzenden der TSD: „Das Bundesgesundheitsministerium (BGM) hat einen Schritt zu einer verbesserten Suizidprävention in Deutschland getan und seine Suizidpräventionsstrategie vorgelegt. Grundsätzlich begrüßt die TelefonSeelsorge Deutschland (TSD) diesen ersten Schritt. Natürlich freuen wir uns, dass das BGM jetzt diese Strategie veröffentlicht hat. Sie enthält durchaus wichtige Punkte, die wir seit längerem unterstützen, unter anderem eine Koordinierungsstelle für die bestehenden Angebote."

Und weiter: „So sehr wir die Einrichtung der Koordinierungsstelle begrüßen – wir sehen nicht, dass sie innerhalb eines vertretbaren Zeitraumes anlaufen wird.“ Diese sei auch nur der erste Schritt, dem weitere zwingend folgen müssten. So fehle insbesondere die immer wieder geforderte sichere Finanzierung bestehender Angebote. Hier seien neben der „TelefonSeelsorge“ insbesondere Angebote im Chat- und Mailbereich zu nennen. Sie alle arbeiten ohne finanzielle Absicherung, aber mit hohem Engagement und immer bedroht vom Wegfall von Mitteln.

Angebot muss schnell erreichbar sein

Vor dem Hintergrund der restriktiven staatlichen Mittelzuwendung zu sozialen Projekten sieht Helmut Ellensohn die Gefahr, dass (zu) wenig und (zu) spät passiert. „Menschen in akuten suizidalen Krisen warten nicht ein paar Jahre. Wenn sie denn überhaupt in der Lage sind, sich Hilfe zu suchen, muss diese Hilfe auch schnell und effizient verfügbar sein. Kurzum: Wir brauchen eine wirksamere Suizidprävention– jetzt.“

Die „TelefonSeelsorge“ habe dazu bereits ein erstes Konzept unter dem Arbeitstitel „KrisenCall“ entwickelt. Damit könnten personelle und fachliche Ressourcen der Telefonseelsorge ausschließlich für suizidale Krisen genutzt werden. „Dass kein Wort über die notwendige Finanzierung verloren wird, ist aus unserer Sicht eines der größten Mankos der vorgelegten Strategie“, sagen Frank Ertel und Helmut Ellensohn von der TSD.

Wuppertal begrüßt eine Akut-Nummer

Auch Jula Heckel-Korsten, Leiterin der „TelefonSeelsorge“ Wuppertal, spricht sich für eine Akut-Nummer aus. „Die Einrichtung einer Akutfall-Nummer begrüßen wir ausdrücklich. Der Bedarf ist groß. Die TelefonSeelsorge kann ihn nicht allein abdecken“, so die Pfarrerin.

Für Menschen in akuten suizidalen Krisen müsse ein Angebot schnell erreichbar sein. Die meisten Suizidhandlungen entstehen impulsiv, aus einem auslösenden Moment heraus. Die Nummer der „TelefonSeelsorge“ sei dafür nur bedingt geeignet. Die Ressourcen seien begrenzt, Anrufende müssten häufiger wählen, bis sie ein Gespräch bekommen können. Das Einblenden der TS-Nummer in allen Medien, wenn Beiträge Menschen mit suizidalen Gedanken triggern könnten, suggeriere, dass die TS sofort erreichbar sei.