Vorschlag: Anmietung statt Bau Neue Wege für neue Schulen in Wuppertal
Wuppertal · Wuppertal hat immer mehr Schülerinnen und Schüler – aber nicht genug Platz für sie. Diese Tatsache gilt bereits jetzt, in Zukunft wird die Situation aber noch kritischer werden. Auch der Düsseldorfer Regierungspräsident hat dieses Problem in einem Brief an Oberbürgermeister Schneidewind schon benannt und Schritte der Stadt dagegen gefordert. Mit Blick auf die nächste Ratssitzung hat die Stadtspitze nun eine neue Schulbau-Strategie ausgearbeitet.
In der finden sich vor allem interessante Miet-Modelle anstelle der üblichen städtischen Neubauten sowie eine aufsehenerregende Vision für das bisherige Kaufhof-Gebäude als kombiniertes Zuhause für Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule und Stadtbibliothek.
Grundsätzlich gilt: Schon heute gibt es nicht genug Plätze an Gesamt- und Realschulen für den Übergang von Klasse 4 nach Klasse 5. Im Schuljahr 2024/25 steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler um etwa 130. Bis 2027 werden weitere 400 Kinder hinzukommen.
„Besonders dramatisch“, so die Verwaltungsvorlage, die jetzt den politischen Parteien präsentiert wurde, „stellt sich die Situation unverändert an den Gesamtschulen dar“. Wuppertal hat sechs davon – und die müssen jedes Jahr 400 bis 450 Schülerinnen und Schüler ablehnen. Gesamtschule Nr. 7 ist in der Planung – sie soll in Heckinghausen entstehen. Dort kann es aber wahrscheinlich überhaupt erst im Schuljahr 2029/2030 losgehen.
Außerdem gibt es bedeutenden Sanierungsbedarf besonders beim Gymnasium Siegesstraße, der Realschule an der Leimbacher Straße sowie bei der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule.
Was also tun? Der Vorschlag der Verwaltung setzt auf die kurzfristigen Möglichkeiten, die Miet-Modelle bringen können. Kurz gesagt: Die Stadt mietet Schulraum bei einem privaten Vermieter. Ein Grundstück, das der Stadt gehört, ist nicht nötig, sondern man greift auf ein Areal und Gebäude eines privaten Anbieters zurück.
Aus dem Rathaus heißt es dazu: „Aufgrund dieser Vorteile wählen immer mehr Städte diesen Weg der Schulraumrealisierung.“ Köln beispielsweise plane zurzeit über 20 solcher Anmietprojekte – und habe zwei Pilotprojekte schon gestartet. Fazit: Es könne darum auf einen umfangreichen Erfahrungsschatz „insbesondere durch die enge Zusammenarbeit mit der Gebäudewirtschaft der Stadt Köln zurückgegriffen werden“.
In Frage kommen für dieses in Wuppertal bisher nicht praktizierte Verfahren die Anmietung einer neuen sechszügigen Schule auf einem Grundstück an der Stollenstraße in Wichlinghausen, ein Mietmodell für die „Else“ im Ex-Kaufhof, die Anmietung von Schulraum im Fernmeldeamt an der Briller Straße – sowie das Mieten eines Vorläuferstandortes für die siebte Gesamtschule an der Wasserstraße in Unterbarmen.
Besonders spektakulär ist der Vorschlag für die kombinierte Zukunft von Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule und Stadtbibliothek: Beide Institutionen würden nach Vorstellungen des Düsseldorfer Unternehmens Coinel in das umfassend umgebaute Kaufhof-Gebäude verlegt. Der bisherige Zentralbereich der „Else“ an der Oberstraße würde abgerissen, womit auf eine zeitlich und finanziell risikoreiche Sanierung verzichtet werden könnte. Als Ausweich- und Zwischenstandort kommt das frühere Telegrafenamt an der Briller Straße in Frage.
Fazit: Der frühere Kaufhof würde sich vom dann intensiv genutzten und begrünten Dach bis hinunter auf das Niveau der Neumarktstraße – übrigens auch inklusive einer Dreifach-Sporthalle – völlig verändern. Ebenso wie die gesamte Atmosphäre und Belebung rund um den Neumarkt.
Aber auch Wichlinghausen könnte ganz neue (schulische) Impulse erhalten: Der Art Invest Education Management GmbH & Co. KG aus Köln gehören das 18.000 Quadratmeter große frühere Areal der Gärtnerei Pampus an der Stollenstraße sowie weitere angrenzende kleinere Grundstücke. Daraus ergibt sich eine insgesamt 22.000 Quadratmeter umfassende Fläche. Das Unternehmen hat der Stadt Wuppertal ein Angebot zur Anmietung des Areals plus eines durch die Art Invest zu errichtenden Gebäudes für eine schulische Nutzung gemacht.
Weil es mit dem Start der siebten Gesamtschule in Heckinghausen noch so lange dauert, steht ein Vorläuferstandort an der Wasserstraße in Unterbarmen – in direkter Nachbarschaft von Junior Uni und Gesamtschule am Unterdörnen – im Strategiepapier. Dort heißt es: „Ein solcher Vorläuferstandort würde den Start der siebten Gesamtschule schon vor dem eigentlichen Start in Heckinghausen ermöglichen, somit für zusätzliche Plätze im Bereich der weiterführenden Schulen in der zweiten Hälfte der 2020er-Jahre sorgen und darüber hinaus weiteren Schulraum im Barmer Raum sichern.“
Ab dem 10. April geht das Schulstrategie-Papier in verschiedene Ausschüsse und Gremien. Eine Entscheidung fällt im Stadtrat am 29. April.