Leserbrief „Veränderung als Chance begreifen“
Betr.: Kaufhof-Schließung und Zustand der Innenstadt
Man muss Veränderung als Chance begreifen. Früher gab es in Elberfeld Kaufhof und Hertie, jeweils mit Vollsortiment, Lebensmittel im Keller, Süßwaren in Parterre, Herren und Damenbekleidung auf den Etagen und ganz oben Elektro, wo man fasziniert vor den großen Fernsehgeräten stand.
In anderen Städten gab es Horten und Karstadt. Schon seit über 20 Jahren vollzieht sich ein Wandel. Zuerst flogen die Lebensmittel raus, dann die Elektronik. Jetzt haut die Kulturrevolution voll rein, die sich Internet nennt. Das ist traurig für die Beschäftigten, aber es ist der Wille der Kunden.
Die deutsche Fußgängerzone der letzten 50 Jahre hat ihre Zeit gehabt, aber es gab auch ein Innenstadtleben vor den großen Kaufhäusern und es wird auch ein Innenstadtleben danach geben.
Jammern wir nicht über Veränderungen und fordern gar staatliche Aktionen zum Schutz eines Geschäftsmodells des 20. Jahrhunderts, sondern sehen wir zu, wie aus den Innenstädten wieder attraktive Wohnquartiere werden, wo man immer noch flanieren und einen Cappuccino trinken kann.
In Elberfeld war schon seit jeher ein Problem, dass die Innenstadt eigentlich „zu groß“ ist: Vom Hofkamp bis zur Aue, von der Luisenstraße zum Döppersberg, das ist ein Riesengebiet, in dem es schon immer Ecken gab, die nicht funktioniert haben. Jetzt ist die Rathaus Galerie tot, so wie der Kaufhof – und das Shoppen hat sich Richtung Döppersberg verlagert. Dafür ist in der Herzogstraße eine Gastro-Szene erblüht, die es früher dort nicht gab.
Die Stadt sollte über den Bebauungsplan entscheiden, wo sie Shopping konzentrieren will und in den anderen Gebieten Wohnraum und Büroraum vorsehen. Hoffentlich gelingt es, das Gebiet zwischen C&A und Döppersberg so zu erhalten und zu entwickeln, dass es wieder ein kleineres, aber attraktives Shopping-Umfeld ist.
Michael Schwarz
● Leserbrief an die Wuppertaler Rundschau: redaktion@wuppertaler-rundschau.de
● Zu den Rundschau-Leserbriefen: hier klicken!