Leserbrief „An Nachfrage mangelt es jedenfalls nicht“
Betr.: Fehlende Schulbusse auf dem Nützenberg
Mehrweg doch bitte auch beim Schulweg – oder: Hilfe, wie kommen unsere Kinder wieder nach Hause?
Im Sommer wurde in den Wuppertaler Medien mehrfach über das „Verkehrschaos“ auf dem Nützenberg berichtet. Als eine der Ursachen wurden die Eltern, die ihre Kinder von den Schulen am Nützenberg abholen, ausgemacht. Als eine Lösung gegen den zunehmenden Verkehr sollten mehr Tempo-30-Zonen eingerichtet werden.
Die sogenannten „Elterntaxis“ sind bei Politik und Bürgern gleichermaßen unbeliebt. Das tägliche Bringen und Abholen durch die Eltern verhindere schließlich das Selbstständigwerden der Kinder. Das hört sich erst mal alles plausibel an. Auf dem Nützenberg gibt es bekanntermaßen zwei Grundschulen mit zusammen über 700 Kindern. Holt nun die Mehrzahl oder zumindest ein bedeutender Teil der Eltern ihre Kinder mit dem Auto ab, muss es zwangsläufig zu einem Autochaos kommen.
Viel besser wäre es indes, die Kinder würden mit dem Bus nach Hause fahren. Genau da aber liegt das Problem. Es gibt mittags keinen Schulbus mehr, mit dem die Schüler nach Hause fahren könnten. Dieser wurde vor einigen Jahren trotz großen Protests (vermutlich im Rahmen einer gegen den Zeitgeist gerichteten Verkehrswende hin zu mehr innerstädtischem Individualverkehr) der Eltern und Schüler abgeschafft – warum, das wird das Geheimnis der Stadtverwaltung bleiben.
Wie sollen nun aber die Kinder der beiden Schulen mit einem Einzugsgebiet, das sich zwischen Pahlkestraße / Nüller Straße / Varresbecker Straße/ Otto-Hausmann-Ring / Friedrich-Ebert-Straße / Bayreuther Straße erstreckt, nach der Schule nach Hause kommen? Es gibt auch keinen Linienbus, der diese Strecken abdeckt.
An Nachfrage mangelt es jedenfalls nicht. Für den Fahrt zur Schule am Morgen wurde aufgrund der großen Nachfrage der mitfahrenden Schüler der normale Schulbus zu einem Gelenkbus erweitert, damit dem von den Schülern durch eine Abstimmung mit den Füßen bestimmten Bedarf nachgekommen werden kann. Der ganze Busfahrplan musste und konnte zu diesem Zwecke geändert werden. Das war gut und hilfreich
und so ist die Kapazität des Busses nun auch für alle Schüler ausreichend.
Warum kann man aber nicht, wie es bis vor einigen Jahren noch möglich war, mittags nach Schulschluss wieder einen Schulbus für die Schüler einrichten? Von den 700 Schülern würden vielleicht weiterhin ein Drittel zu Fuß nach Hause gehen. Vielleicht würde ein Drittel der Eltern weiter ihre Kinder mit dem Auto abholen. Mindestens aber ein Drittel der Schüler würde sicher mit den Bus nach Hause kommen und würde dadurch auf eigene Faust ihren Rückweg, der damit gleichermaßen ein Stück weit in Richtung der gelebten Selbstständigkeit der Schüler führte, antreten.
Nebenbei würden über 230 Schüler, die mit dem Bus fahren, ein Wegfallen von 230 Elterntaxis und damit 460 entfallende Einfachfahrten von und zum Nützenberg bedeuten. Die Anwohner und die Natur würden sich über den deutlich reduzierten Verkehr sicher freuen. Die Eltern, die jetzt gegen ihren Willen. aber notgedrungen ihre Kinder von der Schule abholen müssen, wären gleichermaßen froh.
Dr. Maya Reißer
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