Forderung nach Aufhebung des Besuchsverbotes in Alten- und Pflegeheimen Die Senioren nicht länger abschotten!
Betr.: absolutes Besuchsverbot in Wuppertaler Alten- und Pflegeheimen
Die bisherigen Corona-Fälle in Pflegeheimen wurden – soweit bekannt – über das Personal hineingetragen und verbreitet, da es bislang an ausreichenden Tests und Schutzausrüstung für das Personal mangelte.
Dies soll angeblich auch auf das Augustinus-Stift in Elberfeld zutreffen (siehe Presseberichterstattung vom 16. April 2020). Dort wurde Besuchern bereits zu Beginn der Krise der Zutritt verboten. Angehörige der Heimbewohner dürften somit als „Virenverteiler“ ausscheiden.
Mitte April wurde auch meine Mutter im Augustinus-Stift „positiv“ getestet. Seitdem befindet sie sich in Quarantäne. Als demenziell veränderter Mensch ist sie von dem Besuchsverbot in besonderem Maße betroffen, da sie digitale Möglichkeiten zu Kontakten – soweit diese im Pflegeheim überhaupt vorhanden sind – gar nicht zu bedienen vermag. Schon nach kurzer Zeit der Isolation war ein signifikanter Verfall der kognitiven Fähigkeiten, zum Beispiel die selbstständige Bedienung eines Telefons, zu beobachten. Was man soeben erklärt hat, ist kurz danach wieder vergessen. Diese absolute Hilflosigkeit steigert bereits vorhandene Unruhezustände und Ängste und löst gegebenenfalls auch Aggressionen aus.
Die pflegebetroffenen alten Menschen dürfen nicht länger von ihren Angehörigen abgeschottet werden. Ein totales Besuchsverbot ist seelisch grausam. Es bedroht die Bewohner weniger durch einen Tod „an“ Corona, sondern durch ein baldiges – nicht minder qualvolles – Ableben „wegen“ Corona.
Ich appelliere daher an die Entscheidungsträger auf kommunaler und auf Landesebene, das generelle Besuchsverbot in Alten- und Pflegeheimen schnellstmöglich aufzuheben. Zu etablieren sind stattdessen effektive Schutzmaßnahmen, die in erster Linie beim Personal ansetzen. Auch die Angehörigen sollten regelmäßig in kurzen Abständen getestet werden. Wenn die Tests negativ ausgefallen sind beziehungsweise wenn nach überstandener Infektion Antikörper festgestellt wurden, müssen Besuche in Alten- und Pflegeheimen unter Einhaltung verbindlicher Hygienevorschriften umgehend wieder möglich sein.
Soweit ich der Wuppertaler Rundschau vom 2. Mai 2020 entnehmen konnte, ist Wuppertals Sozial-und Gesundheitsdezernent Stefan Kühn hier bereits auf einem guten Weg.
Klaus Humburg
Anmerkung der Redaktion: Laut aktuellem NRW-Erlass dürfen Bewohner in Alters- und Pflegeheimen ab Sonntag, 10. Mai 2020, wieder Besuch haben.