K4-Theater: „Der erste letzte Tag“ Sehenswerte „Road Dromedy“
Wuppertal · Eine Achterbahn der Gefühle gibt es aktuell im K4-Theater am Neuenteich. „Der erste letzte Tag“ von Sebastian Fitzek steht auf dem Spielplan. Und das ist mal kein Thriller!
Es gibt selten Theaterstücke, bei denen es sich anbietet, das Buch vorher nicht gelesen zu haben. Doch Fitzeks 2021 erschienenes Buch gehört definitiv dazu. Es ist eine Mischung verschiedener Genres mit sehr überraschenden Wendungen. Spannend, lustig und stellenweise auch traurig geht es dann auf der Bühne zu.
Lien Noll, eine ehemalige Schauspielschülerin der K4-Betreiber Mona und Kris Köhler, spielt die hippe Journalistin Lea, die auf den Spießer Livius (Kris Köhler) trifft. Livius ist der Erzähler der Geschichte, die sich am besten als „Road Dromedy“ bezeichnen lässt – eine Kombination aus Roadtrip, Drama und Comedy, wobei es mehr Humor als Drama gibt. Livius und Lea müssen sich nämlich den letzten verfügbaren Mietwagen teilen, um während eines Schneesturms von München nach Berlin zu fahren.
Auf dem Weg dorthin entscheiden sie sich, so zu tun, als ob dieser Tag der letzte ihres Lebens sei. Für Livius sind Leas verrückte Ideen eine riesige Herausforderung, denn sie finden nicht nur als Gedankenspiele im Auto statt, sondern werden sogleich in die Tat umgesetzt. Das macht nicht nur dem Berliner Lehrer und Möchtegern-Autoren Kopfschmerzen, sondern lässt das Publikum darüber nachdenken, was sozial akzeptabel ist. Zum Beispiel: Darf man einer alten Frau vorspielen, man sei ihre Enkelin, nur damit die Dame friedlich versterben kann?
Timo Petersilie und Mona Köhler schlüpfen in zahlreiche Rollen während der zweistündigen Vorstellung (plus Pause). Sie spielen die Menschen, denen die beiden Hauptfiguren während ihres Roadtrips quer durch Deutschland begegnen. Hier ist schnelles Umziehen genauso angesagt wie das Beherrschen verschiedener Dialekte. Timo Petersilie berlinert, schnackt mit Hamburger Einschlag, ist tschetschenischer Masseur und italienischer Pizzeria-Besitzer. Mona Köhler spielt neben Livius’ fremdgehender Ehefrau unter anderem eine Stewardess, Oma Gerda und eine Obdachlose.
Das aus Projektionen bestehende Bühnenbild, das mit jeder Szene wechselt, und künstlerisch verzerrte Wirklichkeit darstellt, ist übrigens mit künstlicher Intelligenz produziert worden. Das verraten die K4-Töchter Elli und Lina Köhler in der Pause.
Im zweiten Teil der Vorstellung wird es dann emotional. Das Thema Tod und schwere Krankheit tritt in den Vordergrund. Lien Noll spielt sehr anrührend und eindrücklich. Ganz großes Lob! Trotz der traurigen Thematik bleibt aber der Humor ständiger Begleiter der Handlung. Das Ende ist – wie man es sonst von Fitzeks Thrillern kennt – überraschend.
„Der erste letzte Tag“ in der K4-Produktion ist absolut sehenswert, regt zum Nachdenken, Mitfühlen und Lachen an.
K4-Theater, Neuenteich 80, Telefon 0202 / 44 77 66. Infos über Termine und Tickets auf www.k4theater.de