Nach Toreschluss - die Wochenendsatire W wie Wuppertal

Wuppertal · Neulich bin ich vor dem Fernseher zutiefst erschrocken zusammengezuckt: Allerdings nicht, weil ich aus Versehen „Promi Big Brother“ eingeschaltet hätte.

Damit das allen klar ist!

Foto: Wuppertaler Rundschau/jak

Das kann mir gar nicht passieren, weil ich SAT.1 sicherheitshalber ganz aus meiner Senderliste gelöscht habe, um mir nicht angucken zu müssen, wie weltberühmte Prominente wie Eric Sindermann (wer?), Papis Loveday (hä?) oder der mir ebenfalls komplett unbekannte Pascal Kappés Letzteren ohne Apostroph produzieren. (Warnung: Falls Sie diese geniale ironische Formulierung gerade überfordert hat, könnten Sie zur Zielgruppe gehören ...)

Nein, den Schock habe ich bekommen, als ich auf dem Bezahl-Fußballsender Sky vor zwei Wochen den Pokalknüller WSV gegen Bochum geguckt habe. Ausgelöst hat ihn nicht der Schiedsrichter, obwohl der noch schlechter gepfiffen hat als Grete Weiser im Endstadium, sondern der Reporter. Der redete mit konstanter Bosheit vom „SV Wuppertal“. Bei sowas kriegen alte WSV-Fans natürlich sofort Pickel und das dringende Bedürfnis, „Mr. Sportschau“ Ernst Huberty (94) zu reaktivieren, dem sowas garantiert nicht passiert wäre. SV Wuppertal ist wie 04 Schalke, Bayern FC oder Madrid Real – sprich komplett indiskutabel. Nur gegen Essen Rot-Weiß hätte ich nichts einzuwenden, weil der WSV Selbiges ja hoffentlich am Mittwoch genüsslich verspeisen wird.

Letztlich zeigt uns das aber, dass der Bekanntheitsgrad Wuppertals insgesamt etwas zu wünschen übrig lässt. Zum Glück gibt es eine gute Chance, das zu ändern, weil  die DIN-Norm 5009 geändert werden soll, die das Buchstabieren in Deutschland regelt: Künftig würde es dann nicht mehr „W wie Wilhelm“, sondern „W wie Wuppertal“ heißen. Das könnte uns den zwar nicht den internationalen, aber doch zumindest den nationalen Durchbruch bringen.

Mir persönlich war übrigens gar nicht bewusst, dass bei uns nicht nur der Abstand von Grillroststäbchen, die Belastbarkeit der Borsten von Handzahnbürsten und die Mindestfüllkapazität von Kondomen, sondern auch noch das Buchstabieren streng genormt ist. Ich wäre eigentlich schon sehr zufrieden, wenn heute weite Teile der Bevölkerung überhaupt noch alle 26 Buchstaben an sich kennen und benutzen würden. Von deren Buchstabierhilfe-Anhängen ganz zu schweigen. Und jetzt müssen die auch noch geändert werden, weil es in der bisherigen Norm 16 Buchstabierhilfen in Form von Männernamen („R wie Richard“, „O wie Otto“), aber nur sechs weibliche („P wie Paula“, „I wie Ida“) gibt. Welches Geschlecht die bisher gebräuchlichen „N wie Nordpol“ und „Q wie Quelle“ haben, müssen wir nicht weiter untersuchen, weil sie jetzt sowieso komplett durch Städte- oder Regionsnamen ersetzt werden sollen.

Städte mit besonders exotischen Anfangsbuchstaben machen dadurch jetzt kometenhaft Karriere. Quickborn kannten bisher beispielsweise nur Hardcore-Fans der Superblödelnase Mike Krüger als Geburtsort ihres Idols. Jetzt kommt es durch „Q wie Quickborn“ groß raus und hat dabei das interne Duell gegen Quakenbrück offensichtlich für sich entschieden. Wuppertal seinerseits hat davon profitiert, dass sein „W“ als Autokennzeichen schon sehr bekannt ist. Viele Deutsche hatten reichlich Zeit, es sich in langen Staus auf den Wuppertaler Autobahnabschnitten besonders gut einzuprägen ....

Bis die Tage!