Aus dem Tagebuch der Redaktion Aus der digitalen Welt gefallen

Wir dachten ja schon, dass der vorige Donnerstag in puncto Aufregung kaum zu toppen wäre: Da jagte bekanntlich eine Eilmeldung in Sachen Kamioka die nächste, bis das Ganze zu einer Art lokalen Posse wurde.

Rundschau-Redakteur Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Heute Abend wissen wir dann vielleicht mehr darüber, ob das Fragezeichen hinter unserer Samstags-Überschrift "Ein taktloser Dirigent?" demnächst entfallen kann.

Am Montag sind wir dann selbst gehörig aus dem Takt geraten: Mit Arbeitsbeginn hatte die Mehrzahl der Rundschau-Computer aus ungeklärten Ursachen den Geist aufgegeben. Der Anfangsverdacht, japanische IT-Experten könnten im Auftrag eines nicht näher genannten Dirigenten einen Virus eingeschleust haben, bestätigte sich nicht. Die Experten vermuteten eher ein Überspannungsproblem (bei der Stromversorgung, nicht beim Dirigenten) und wussten erstmal auch nicht weiter.

Also saß fast die gesamte Belegschaft auf unabsehbare Zeit vor mausetoten Rechnern. Sowas kennt man ja gar nicht mehr, da nimmt man die Welt plötzlich ganz anders wahr. Schau mal an, die hübsche Morgensonne über der Uni! Und da unten auf der Straße der Pilgerzug der Studenten, die vom Bahnhof aus der Hochschule entgegen streben. Gucken wir doch mal, wer von denen meine Rente finanzieren könnte. Nummer 14 von links sieht ganz strebsam aus, den nehme ich. Sind übrigens auch gar nicht mehr so viele Blätter an den Bäumen, aber früher war kälter. Dummdi, dummdi, dumm...

Um es kurz zu machen: Ohne Rechner geht gar nichts mehr! Natürlich könnte man auch mal ein paar Anrufe erledigen, die man immer vor sich her geschoben hat. Die Telefonnummern sind aber im Computer. Oder Mails beantworten? An die kommt man ja auch nicht ran. Was Schlaues schreiben? Ginge nur mit der Hand — wie das geht, habe ich vergessen. Mal nachgucken, ob jemand auf Facebook über meine letzte Glosse schimpft? Geht nicht, kein Internet! Dummdi, dummdi, dumm...

Immerhin schon fast Mittag. Wir könnten Pause machen, aber wovon? Alle analogen Tätigkeiten wie Butterbrot essen, andere Zeitungen lesen und das 2,5-Millionen-Euro-Drama bei "Schlag den Raab" diskutieren sind ja längst erledigt. Der böse Satz "Dat gippt keinen" schallt immer öfter über den Flur. Und dann steht er plötzlich da — der Mann mit den Ersatzgeräten! Ein Gefühl wie Nikolaus und Weihnachten zusammen. Wenn alles gut gegangen ist, können Sie jetzt doch noch diese Zeilen lesen. Wenn nicht, dann beschweren Sie sich bitte per Brief. Alles andere können wir nicht lesen...

(Rundschau Verlagsgesellschaft)