Kommentar zum „Dezernenten-Poker“ Gesucht: Ruhe und Klarheit

Wuppertal · Zurzeit hat man den Eindruck, es sei etwas ruhiger geworden um den Streit zwischen Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und der neu formierten „GroKo+“ aus SPD, CDU und FDP. Aber ich denke, dieser Eindruck täuscht.

Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Erstaunlich an der Auseinandersetzung ist eines: Beide Seiten wollen, so sagen sie jedenfalls, eigentlich dasselbe Ziel erreichen. Die Wuppertaler Stadtverwaltung als größten Arbeitgeber der Stadt zu einem zukunftsfesten, effizienten und dem Wohl des Bürgers dienenden Dienstleister entwickeln.

Ist die Stadtverwaltung das denn nicht? Und wenn sie es (angeblich) nicht ist, woran liegt das? Die rigorose Personaleinsparpolitik der vergangenen Jahre ist ja durchaus von den oben genannten Parteien mitgetragen, ja mitforciert worden. Und dass ein solches Spardiktat schwere Folgen haben wird, konnten alle wissen – und man sieht es jetzt.

Wenn ich weiß, dass annähernd die Hälfte meiner Mitarbeiter zu einem bestimmten Stichtag in Ruhestand gehen werden, aber mich nicht früh genug um neue Mitarbeiter kümmere, deren Qualifizierung Zeit braucht, darf ich mich nicht beklagen, dass mein „System“, das immer so schön funktioniert hat, plötzlich zusammenbricht.

Wie mag wohl die Stimmung der vielen engagierten Leute in der Verwaltung (und die gibt es zuhauf!) zurzeit sein? Gut bestimmt nicht. Auch draußen, wo all die neuen Mitarbeiter, die gebraucht werden, vielleicht sitzen, ist Wuppertals Ruf durch den Stress in der Stadtspitze nicht eben optimal.

Und bei dem Gedanken, dass nun die FDP, die seit Menschengedenken gerne ins Personaleinsparungs-Horn tutet, das Personaldezernat (und natürlich das für Wirtschaft) für sich beansprucht, ist mir persönlich nicht wirklich wohl ...

Was Wuppertal jetzt braucht: Ruhe in der Stadtspitze und im Rathaus sowie klare, an Inhalten und nicht an persönlich-politischen Vorlieben orientierte Dezernatszuschnitte.