Kommentar zu den Recyclinghöfen Applaus für die AWG!

Wuppertal · Dass die Wuppertaler Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) schon beim ersten Lockdown ihre Recyclinghöfe – und zwar nicht aus Faulheit, sondern zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger sowie ihrer eigenen Mitarbeiter – geschlossen hatte, sorgte damals für manches Grummeln in der Öffentlichkeit.

Stefan Seitz.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Bettina Osswald

Mittlerweile sind wir – gezwungenermaßen – um einiges schlauer geworden, was die Ausmaße und Gefahren des Themas Corona angeht. Darum ist es erstens ein Zeichen für Kontinuität im Umgang mit der Pandemie und zweitens eine kluge Entscheidung, nun wieder „Geschlossen“-Schilder an die Tore der Recyclinghöfe zu hängen.

Es ist ja fast lächerlich, erwähnen zu müssen, wie viele regelmäßig geleerte und sauber gemachte Container-Standorte es in der Stadt gibt, wenn man Altpapier, Altglas & Co. loswerden will. Und hat es sich wirklich immer noch nicht herumgesprochen, dass etwa die Anschaffung einer blauen Altpapier-Tonne kostenlos ist? Keine Frage: Wer jetzt gerade eine Riesen-Entrümpelung am Start oder eine privat durchgeführte Haus- beziehungsweise Wohnungssanierung vor der Brust hat, wird sich darüber ärgern, dass etliches der dabei anfallenden Abfälle bis zum Lockdown-Ende zwischengelagert oder per privater Entsorgungsfirma weggeschafft werden muss.

Aber apropos Riesen-Entrümpelung: Der Sperrmüll-Eilservice der AWG ist ebenso immer noch buchbar und im Einsatz wie der „normale“ Sperrmüll. Außerdem natürlich vor allem die regelmäßige Müllabfuhr.

Warum ich das erwähne? Weil alle Wuppertaler das für selbstverständlich halten. Und warum ist das selbstverständlich? Weil es bisher durch Corona in den Reihen der AWG-Mannschaft noch zu keiner Störung der Betriebsabläufe gekommen ist. Weil man Abstände vergrößert, Menschenansammlungen auf den Betriebshöfen entzerrt und vieles andere mehr getan hat, um vorsichtig zu sein. Beispielsweise nun auch durch das (Wieder-)Schließen der Recyclinghöfe.

Erstaunlich darum der aktuelle Vorstoß der CDU, die in das wohlfeil-populäre Horn stößt und die Öffnung ebenjener Recyclinghöfe fordert. Warum? O-Ton CDU: „Weil viele Mitbürger aufgrund der Krise viel zu Hause sind, nutzen sie die Zeit auch, um auf- und umzuräumen.“ Allerdings, so die Christdemokraten weiter, fehle den Menschen die Möglichkeit, die Abfälle zu entsorgen. Wie bitte? In Wuppertal fehlt es an Möglichkeiten, Abfälle zu entsorgen? Bei 440 Container-Standorten in der Stadt, bei regelmäßiger Müllabfuhr, bei regelmäßigem Sperrmüll und bei einem Sperrmüll-Eilservice, der außerhalb der üblichen Termine kommt?

Dass die AWG mit dem Infektionsschutz für Bürger und Mitarbeiter argumentiert, überzeugt die CDU nicht. So, so. „Die Entsorgung auf den Recyclinghöfen erfolge unter freiem Himmel und nahezu kontaktlos“, schreiben die CDU-Fraktionsvorsitzenden Ludger Kineke und Caroline Lünenschloss. Hört, hört. Vergleichsweise ähnliche Argumente könnte man sich auch für die Forderung nach einer (teilweisen) Wiedereröffnung der Außengastronomie vorstellen. Aber da wäre das Geschrei groß – wetten?

Ein System wie die AWG, wo etwa auf den Müll-Lkw zwingend mehrere Menschen nahe beieinander arbeiten müssen, ist fragil und für das Thema Corona anfällig. Wie schnell es passiert, dass eine Kita-Gruppe oder eine ganze Kita beziehungsweise eine Schulklasse oder eine ganze Schule dichtgemacht werden mussten, haben wir in der jüngsten Vergangenheit zuhauf erlebt.

Wenn Quarantäne-Ketten oder gar Krankenhausfälle die reibungslos, verlässlich und selbstverständlich funktionierende Müllentsorgung in Wuppertal unterbrechen würden: Wer übernähme dann die Verantwortung?

Mein Fazit: Vielleicht sollte „die Politik“ es einem professionellen Stadtbetrieb, wie die AWG erwiesenermaßen einer ist, einfach einmal selbst überlassen, wie er sich um die Gesundheit von Menschen und Mitarbeitern kümmert. Um den reibungslosen Ablauf eines Dienstleistungsspektrums, das der ganzen Stadt nützt, nicht zu gefährden.