Gesundheit Immer mehr Allergiker leiden ganzjährig
Wuppertal · Der Klimawandel bringt gravierende Veränderungen mit sich. Die Winter werden wärmer, die Sommer länger und der Pollenflug nimmt zu. Immer mehr Pollen Allergikerinnen und Allergiker sind mittlerweile fast das ganze Jahr von Symptomen geplagt.
Erle und Haselnussstrauch blühen in diesem Jahr bereits seit Januar. Schon Anfang März wird die Birke, die im Vergleich zu anderen Bäumen deutlich mehr Pollen auf einmal absondert, aktiv werden. Zudem können Insekten, die sich bei den wärmeren Temperaturen wohl fühlen, Allergien auslösen.
Zur Eigenbehandlung der Pollenallergie stehen sehr wirksame Arzneimittel zur Verfügung, erklärt Regine Quinke (Pressesprecherin der Apothekerinnen und Apotheker in Wuppertal. Bei leichten Beschwerden sind demnach antiallergische Nasensprays und Augentropfen sinnvoll. Sie wirken direkt dort, wo die Symptome auftreten. Sie können über mehrere Wochen eingesetzt werden.
Im Gegensatz zu abschwellenden Schnupfensprays, die nur maximal eine Woche angewendet werden dürfen, weil sie den Nasenschleimhäuten schaden können. Im Fall stärkerer Beschwerden können auch Sprays mit Kortison zum Einsatz kommen, die entzündungshemmend wirken.
Sollte durch den Einsatz der lokal anzuwendenden Medikamente keine deutliche Linderung der Symptome erreicht werden, ist die Einnahme von Tabletten zu empfehlen. „Die Wirkstoffe in den Tabletten heißen Antihistaminika. Sie blockieren den körpereigenen Botenstoff Histamin, der die allergischen Symptome entscheidend mit auslöst“, erläutert Apothekerin Quinke. „Mögliche Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Einschränkung des Reaktionsvermögens, insbesondere beim Autofahren, sind dabei zu berücksichtigen.“
Für den Notfall vorbeugen
Heuschnupfensymptome sind zwar sehr lästig, aber Pollen lösen im Allgemeinen keine gefährlichen allergischen Schockzustände aus. Pollenallergiker können jedoch an sogenannten Kreuzallergien leiden. Das heißt: Das Immunsystem reagiert auf Stoffe, die dem eigentlichen Allergen, zum Beispiel Pollen, in ihrer Struktur sehr ähnlich sind.
Häufig reagieren zum Beispiel Birkenpollen-Allergikerinnen und Allergiker auf Nahrungsmittel wie Haselnüsse, Mandeln, Äpfel oder Sellerie. Meist sind diese Symptome sehr mild. Es kribbelt, juckt und brennt im Mund. In Extremfällen kann es jedoch zu einem anaphylaktischen Schock mit Atemnot und Kreislaufproblemen kommen.
Ein anaphylaktischer Schock kann insbesondere auch bei Insektengift-Allergikern nach einem Insektenstich auftreten. Dadurch kann es zu lebensbedrohlichen Situationen kommen. Wer zu sehr heftigen allergischen Reaktionen nach Insektenstichen neigt, sollte das mit seinem Arzt besprechen. Dieser kann einen Adrenalin-Pen verschreiben, den der Patient in Notfallsituationen selbst anwendet. „Das Adrenalin wirkt sofort und kann im Ernstfall Leben retten. Nach der Injektion erweitert es in erster Linie die Bronchien und verengt die Blutgefäße, wodurch sich der Kreislauf stabilisiert“, erläutert Quinke.
Rechtzeitig um Allergie-Pen kümmern
Für gefährdete Allergikerinnen und Allergiker ist es wichtig, diesen Notfall-Pen immer bei sich zu tragen. Zu Beginn des Jahres sollte entsprechend den Angaben in der Packungsbeilage durch das Sichtfenster geprüft werden, ob die Lösung klar und farblos und ob der Pen noch haltbar ist. Ist das Haltbarkeitsdatum überschritten oder läuft es bald ab, sollten sich Betroffene rechtzeitig von der Ärztin bzw. vom Arzt einen neuen Pen verschreiben lassen. So können mögliche Wartezeiten vermieden werden, da gerade zur Hauptsaison die Nachfrage steigt und es dadurch zu Lieferengpässen kommen kann.
Nach dem Gebrauch ist ein Injektor durch einen neuen zu ersetzen. Für den Fall, dass ein Pen nicht richtig auslöst oder die Dosis eines Pens nicht ausreicht, wird geraten, immer zwei Pens bei sich zu tragen. Zu allen Medikamenten rund um Allergien sowie zur richtigen und sicheren Anwendung eines Allergie-Pens ist eine individuelle Beratung erforderlich. „Nur im persönlichen Beratungsgespräch
können wir gezielt ermitteln, welche Maßnahme im Einzelfall am besten geeignet ist und welche Wechsel- und Nebenwirkungen auftreten können“, betont Apothekerin Regine Quinke. Bei einer starken Verschlimmerung oder Veränderung der Symptome sollte immer eine Ärztin bzw. ein Arzt aufgesucht werden.