WSV-Kapitän Thamm: "Will aufsteigen"

Alexander Thamm wurde bereits erwartet. Mit lautem Gebell begrüßte Linus den Abwehrspieler des Fußball-Oberligisten Wuppertaler SV zum Kaffee im Elternhaus von Thamms Freundin. Linus ist ein Magyar Viszla, ein ungarischer Jagdhund und damit quasi ein tierischer Seelenverwandter Thamms.

Alexander Thamm auf der Oberbergischen Straße.

Foto: Jochen Classen

Der verjagt schließlich die gegnerischen Stürmer aus dem Strafraum des WSV.

In dieser Woche muss er gleich doppelt ran, denn vor dem Heimspiel gegen Nievenheim (Sonntag, 15 Uhr, Stadion am Zoo) steht am Donnerstag (19.30 Uhr) noch das Nachholspiel beim MSV Duisburg II an. "In der großen MSV-Arena zu spielen wird Spaß machen, aber am Ende zählt lediglich der Sieg", sagt Thamm.

Der Innenverteidiger hat den Aufstieg nicht abgeschrieben, auch wenn Tabellenführer SSVg Velbert (64 Punkte, Tordifferenz plus 51) zweimal verlieren muss, damit der WSV (57 Punkte, Tordifferenz plus 32) wieder ins Geschehen eingreifen kann. "Im Fußball ist nichts unmöglich, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Mit dem VfL Bochum II hatten wir 2005 sieben Spiele vor Schluss elf Punkte Vorsprung auf Wattenscheid 09 und den Aufstieg trotzdem verpasst. Für uns gilt es in dieser Woche daher einfach nur, zweimal drei Punkte zu gewinnen", sagt Thamm.

Dabei müsste sich der knapp 32-Jährige diesen Stress gar nicht mehr antun. Schließlich besitzt Thamm einen festen und gut bezahlten Job, noch dazu bei seinem Traum-Arbeitgeber. Thamm ist in der Buchhaltung des VfL Bochum tätig. "Seit der E-Jugend habe ich insgesamt 14 Jahre beim VfL verbracht und schon in meiner Zeit bei der zweiten Mannschaft von 2002 bis 2006 als Veranstaltungskaufmann im Klub gearbeitet", erzählt Thamm.

Dreimal wurde der gebürtige Hattinger damals sogar für ein paar Minuten in Bundesliga-Spielen der Ruhrstädter eingewechselt, zur großen Karriere aber hat es nicht gereicht. "Daher spreche ich auch nur von einer Laufbahn. Klar träumt man von einer Karriere, aber ich war stets Realist genug, um einschätzen zu können, was ich nicht kann. Ich bin kein Sprinter und ich habe auch keinen linken Fuß. Das lässt sich auf hohem Niveau nicht lange vertuschen. Folglich bin ich schnell zu der Erkenntnis gelangt, mir ein zweites Standbein schaffen zu müssen", so Thamm.

Klar, wer keinen linken Fuß hat, der braucht eben ein zweites Standbein. Vom Fußball aber kann Thamm nicht lassen und sei es nur als Nebenjob. "In der Oberliga ist nicht die Prämisse, für viel Geld zu spielen. Hier zählt die Leidenschaft zum Sport. Meine Freunde geben im Monat 50 Euro fürs Fitnessstudio aus, während ich mit meinem Hobby noch ein klein wenig dazu verdienen darf. Für dieses Talent bin ich sehr dankbar", so Thamm.

Das alles bedeutet nicht, dass Thamm keine Ziele mehr verfolgt. "Ich spiele beim WSV nicht einfach nur so rum. Ich bin ehrgeizig und will hier zum fünften Male aufsteigen." Mit der zweiten Mannschaft von Schalke 04 (2009), Rot-Weiss Essen (2011) sowie der SG Wattenscheid 09 (2012 und 2013) hat er dies geschafft. "Für einen Amateursportler habe ich eigentlich viel erreicht, aber mit dem WSV soll schon noch was dazukommen", erklärt Alexander Thamm. Sein Vertrag bei den Rot-Blauen läuft bis 2016. Notfalls hätte er also eine weitere Saison Zeit. Zur Jagd auf gegnerische Stürmer - und den Aufstieg.