Motorsport David gegen Goliath auf vier Reifen

Wuppertal · Es sind die mit Abstand längsten, kurvenreichsten und emotionalsten Stunden, die man als Rennfahrer beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring bezwingen muss. Wer hier schon mal in seiner Klasse gewonnen hat – wie die Wuppertaler Stephan Epp, Michael Uelwer, Marc Wylach und Gerrit Holthaus mit ihren Mitstreitern in den letzten beiden Jahren – braucht eigentlich keinen anderen Ritterschlag mehr.

Stephan Epp bei der Startvorbereitung.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Entsprechend breitschultrig stieg man in die diesjährige Veranstaltung ein. Die Erfahrung aus langjähriger, erfolgreicher Teilnahme am VLN-Langstreckenpokal (derzeit 4. in der Gesamtwertung) zählt da genauso wie das Herzblut, das ein verschworener Freundeskreis in die technische Betreuung der Zwei-Liter-Clios investiert hat.

Ein Jahr rechnet man für die Vorbereitung – auch organisatorisch, um ausgeruht in einen Kampf gegen 150 andere, mittlerweile dreimal so starke Konkurrenten zu gehen. David gegen Goliath sozusagen, aber das ging der Sage nach auch schon mal gut.

Die Qualifikationen waren verheißungsvoll, selbst die ersten Runden bei brütender Hitze und einer hektischen Rush-Hour auf dem Ring. Aber schon früh stoppte ein kapitaler Kurzschluss das Auto (#116) von Stephan Epp im „Karussell“. Ein Schlepp bis zu einer Ausweichstelle am „Pflanzgarten“ folgte, dann der Transport in die Box. Insgesamt verlor das Team vier Stunden, um den Motor mit beschädigten Sensoren wieder ans Laufen zu bringen. Bei der Aufholjagd von der viertletzten Position konnte es in den nächsten neun Stunden die Position drastisch verbessern, aber dabei pulverisierte sich ein Kipphebel – und das war irreparabel.

Und auch die zurückgelegten Runden reichten noch nicht für eine Trostpflaster-Platzierung. Eine große Enttäuschung natürlich, als das Werkzeug weggelegt wurde. Aber so begann man eben schon um 9.15 Uhr am Sonntagmorgen mit der Planung fürs kommende Jahr …

Dem Schwesterfahrzeug (#114) ging’s anfangs auch nicht viel besser. Eine defekte Lichtmaschine zerstörte einige Keilriemen, bis man eine blockierende Riemenscheibe als Übeltäter erkannte und die (neue) Lichtmaschine wechselte. Insgesamt hatte das Team um Michael Uelwer und Marc Wylach aus Wuppertal sowie Sebastian Bohrer (Merzig) und Volker Kühn (Bonn) damit zwölf Runden, also etwa zwei Stunden, verloren. Es konnte aber dann mit viel Einsatz problemlos durchfahren und rundete sich noch auf den ehrenvollen fünften Platz in der Klasse über die Ziellinie zurück.

Zugegeben – es wurde nur eine kleine Feier, müde und ausgebrannt wie man war, es fehlte halt die belebende Euphorie der vergangenen Jahre. Der Fokus liegt jetzt auf den kommenden VLN-Langstreckenpokal-Läufen: Da will man noch unter die ersten Drei nach vorne – und am Horizont leuchtet bereits das nächstjährige 24-Stunden-Rennen.