Neu im Taltontheater Viel harte Arbeit für den neuen König

Wuppertal · „The King’s Speech“ – ein Stück, das ins aktuelle Zeitgeschehen passt, als wäre es exakt dafür geschrieben. Der Stoff, der auch als Film erfolgreich war, ist jetzt im Taltontheater (TTT) an der Wiesenstraße zu sehen.

Die unorthodoxen Methoden von Sprachtherapeut Lionel Logue führen letztlich zum Erfolg: Der König bekommt sein Stottern in den Griff.

Foto: Hermann Aldejohann

Als Regisseur Jens Kalkhorst „Die Rede des Königs“ vor rund drei Jahren für den Spielplan des TTT auswählte, lief alles seinen gewohnten Gang in der Welt. Dann kam Corona und die Premiere wurde mehrmals verschoben. Jetzt trifft das Theaterstück von David Seidler perfekt den Nerv der Zeit.

Es geht um Krieg und einen neuen König in England. Doch das Historische bietet nur den Rahmen. Damals regierte König George V. und Hitler lebte seine Machtphantasien aus. Im Vordergrund der Handlung steht jedoch der zweite Sohn des Königs, der scheue Albert (ganz toll: David Meister), von seiner Familie Bertie genannt.

Er ist Stotterer. Als seine erste Radioansprache zur Blamage wird, sucht seine Frau Elizabeth (die spätere Queen Mum) ihm einen unkonventionellen Sprachtherapeuten: Lionel Logue (sympathisch und glaubwürdig: Patrick Schiefer). Der Australier gewinnt das Vertrauen des späteren Königs und hilft ihm, seine Kindheit aufzuarbeiten. Denn darin sieht er die Ursache des Stotterns – was in den 1930er Jahren ein verwegener Gedanke war.

Wer mit den historischen Gegebenheiten nicht so vertraut ist, tut gut daran, vor der Vorstellung das Programmheft zu lesen. Jens Kalkhorst erklärt darin die Zusammenhänge der vielen Figuren, die damals und jetzt auf der Bühne dabei sind. Sei es der Politiker Winston Churchill (Maurice Kaeber), der Erzbischof von Canterbury (Joachim Sieper) oder der damalige Prince of Wales David (Moritz Heiermann).

Natürlich darf man die Frauen von Bertie und Lionel nicht vergessen: Die Herzogin von York (eine echte Royal könnte nicht eleganter sein: Miriam Kalkreuth), und Myrtle (Stefanie Gindler). Dazu kommen diverse Nebenfiguren, die aber seinerzeit Hauptfiguren waren. Kurzum: viel Geschichte.

Mittels Videoeinspielungen gibt es Einblendungen wichtiger Momente in England und in Deutschland. Auf bewegliche weiße Wände werden auch Hintergründe projiziert – beispielsweise die Fenster der Westminster Abbey. Die ungewöhnliche Freundschaft, die sich zwischen Bertie und Lionel entwickelt, trägt die komplexe Handlung. Die zweieinhalb Stunden im TTT vergehen schnell.

Wer mal bei den Windsors hinter die Fassade und hinter die Kulissen schauen möchte oder aber Lehrkraft für Englisch und/oder Geschichte ist und den Schülern eine realitätsnahe Lerneinheit bieten möchte, sollte unbedingt ins Taltontheater gehen.

Alle anderen könnten das beispielsweise einfach wegen des großartigen Ensembles und der wirklich tollen Kostüme tun – oder „nur“, um einen intelligent-unterhaltsamen Abend zu haben. Es lohnt sich!